Tags darauf standen wir früh auf für ein neues wichtiges Ausflugsziel. Diesmal ging nach Himeji und Okayama, zwei Städte mit beutenden Burgen.

Unsere getrackte Route.

Himeji

Der Tag fing gut an, als wir am Bahnhof in Himeji ankamen. Kaum waren wir aus dem Bahnhof draußen, empfingen uns an diesem Samstag Teenager in Schuluniformen und baten uns ihre Stände in Bahnhofsnähe zu besuchen. Da sie auf dem Weg zur Burg lagen, nahmen wir das Angebot gerne an. An den Ständen wurden kleine Souvenirs wie Täschchen und selbst gekochtes Mittagsessen angeboten, das allerdings von Erwachsenen verkauft wurde. Ich nehme an, dass es Eltern oder Lehrer waren. Als einzige westliche Touristen fielen wir natürlich auf und wurden lautstark zu jeden Stand gerufen. Hier konnten wir keine Scheu der Jugendlichen feststellen. Nebenan spielte das Schulorchester auf dem öffentlichen Platz verschiedene Lieder aus Klassik oder auch aus PC-Spielen. Wir kauften uns ein kleines Reisbällchen, dass innen eine süße Cremfüllung hatte. Es schmeckte fantastisch weich und war der perfekte Fühstücksersatz an dem Tag. Nach einer Portion Zucker und Sonnenbaden, gingen wir in Richtung Schloss.

"Süß, lass uns das kaufen!"

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Auf den Straßen wurden viele lokale Produkte verkauft, wie Handwerksfertigungen oder selbst gemachte Marmelade. Von Weitem konnte man schon das strahlend weiße Schloss erkennen. Die Burganlage war sehr groß und gut erhalten. Auf dem Vorplatz wurde von Großmeistern stündlich japanisches Schach gespielt mit realen Menschen als Spielfiguren.

Über eine Brücke spazierten wir auf die Anhöhe. Ich muss sagen, ich hatte tatsächlich mit mehr Touristen gerechnet, aber die Masse hielt so gut in Grenzen, dass wir sogar ein gemeinsames Foto machen konnten. Wir durchquerten ettliche Tore und gingen zwischen den Mauern entlang bis wir den doch etwas kleinen Haupteingang zur Burg fanden.

Das bemerkenswerte an Himeji: Die Burg wurde in ihrer 400 Jahre alten Geschichte noch nie eingenommen, stand also jeglichen Angriffen fest. Schlussfolgernd wurde sie auch noch nie zerstört und stellte damit die bis heute einzig original erhaltene Burg Japans dar. Daher konnte man auch über 400 Jahr alte Baustücke betrachten, wie die östliche Säule. Auch die Säulenbauweise ist einzigartig. Wie die Nishi Obashira Säule, die vom Keller bis in den obersten Stock reicht und damit ein Gewicht von 5700 Tonnen stützt. Laut Touristenführer stellt die Burg im Erscheinungsbild einen niederknienden Reiher dar.

2015 erstrahlte die Burg nach 6 Jahren Renovierung wieder im vollen Glanz, was man heute bestaunen konnte. Irgendwie hatte ich auch tatsächlich das Gefühl etwas vom Glanz alter Zeiten erfühlen zu können.

Innen war die Burg allerdings ganz auf den Massentourismus ausgelegt. Was bedeutete, dass hier auf Dekoration und Ausstellung fast komplett verzichtet wurde, stattdessen die Räume nach Warteschlangen abgegrenzt waren. Ab und an fand man eine kleine Informationstafel zu dem einen oder anderen wichtigen Raum oder Ereignis. Via Tourguide-app im Smartphone hatte man die Möglichkeit bestimmte Räume dann auf dem Bildschirm visuell nachgebildet betrachten zu können. Für mich war dies allerdings keine Option und zu teuer. Dennoch: die Holzbalken, über denen man lief, waren bis zu 400 Jahre alt und sehr beeindruckend. Wir erreichten zügig den Hauptturm und konnten etwas die Aussicht genießen. Durch die originalen Fenster war es dennoch schwer ein paar Fotos zu schießen, da die senkrechten Holzstäbe immer wieder die Sicht versperrten.

Wieder zurück überquerten wir das Gelände mit einem kleinen Spaziergang und gingen wieder zurück zum Bahnhof. Unsere nächste Station lag westlich von Himeji, in Okayama.

Okayama

In Okayama angekommen ging die Suche nach einem Bus in die nächste Runde. Zwar lag der Busbahnhof von Okayama direkt gegenüber des Bahnhofs, doch man konnte kaum Informationen über Abfahrten und Richtungen heraus bekommen. Obwohl es für uns so eindeutig war, dass die Burg ein wichtiges Ziel ist und damit mit dem Bus eine optimale Verbindung bestehen musste, mussten wir dennoch etwas auf den nächsten Bus warten. Jede verstrichene Minute fehlte uns nach hinten, da fast alle Sehenswürdigkeiten in Japan nur bis 16 oder 17 Uhr geöffnet hatten. In Matsuyama kamen wir bereits in einen solchen engen Zeitpass.

Garten des späteren Vergnügens

Unsere erste Anlaufstelle war der Koraku-en Garten, der über Okayama hinaus sehr bekannt war. Er wurde im 1700 Jahrhundert als Wandelgarten gebaut. Das bedeutet, dass in diesem Garten die verschiedensten Formen japansicher Gärten eingeflossen sind und die Natur in ihrer Pracht im Mittelpunkt steht. (Bestes Gegenbeispiel wäre der Zen-Garten im Ryoanji-Tempel, in dem es nur Kies und Steine gab.) Zunächst war der Garten nur für den Fürsten der Okayama Burg zugänglich, doch nach der Meji-Restauration konnte auch die Öffentlichkeit an seiner Schönheit und Vielfalt teilhaben.

Der Garten war in der Tat sehr weitläufig und hatte mehrere Eingänge. Wegen der kanppen Zeit schauten wir uns einen Großteil des Gartens an und gingen später beim Ausgang zur Burg raus. Wir passierten ein Gehege mit Manschuren-Kranichen. Da wir diese bereits in freier Wildbahn sehen konnten, legten wir unser Augenmerk auf den Hauptteil des Gartens. Im Mittepunkt stand ein kleiner, spitzer Hügel der einen kleinen Überblick bot. Von oben konnten wir auch die besonderen Stellen des Gartens erkennen. Neben den japanischen Stilelementen, wie einem Teehaus oder sogar einer kleinen Noh-Bühne, konnte man auch Nutzpflanzen, wie Reis oder Tee erkennen. Auch ein Bambuswald war am Rande zu erkennen. Wir gingen am Teehaus entlang über eine Winkelbrücke und erreichten den Palmengarten. Für uns immer noch ein besonderes Element.

Burg Okayama

Wir durchquerten den Ausgang und kamen an der Burg Okayama über eine Brücke an. Die Burg wurde nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wiederaufgebaut und zeigte innen ein Museum über die örtliche Geschichte. Wegen ihres schwarzen Anstrichs wurde Okayama-jo auch Krähenburg genannt. Ein schöner abendlicher Ausblick über die Stadt rundete den Tag vollends ab.

Gegen Abend erreichten wir wieder unser Hotel für eine letzte Nacht in Osaka.