Heute ging es für uns nach Nara, südlich von Kyoto.

Übersicht unserer Fahrt nach Nara.

Im 8. Jahrhundert war Nara Japans erste permanente Hauptstadt Japans und wurde damit zu einem wichtigen Kultur- und Wissenschaftszentrum. Zuvor wurde nach dem Tod des alten Kaisers immer der Kaiserpalast gewechselt, da der alte als unrein galt. Erst mit der Einführung des Buddhismus wurde diese Tradition vergessen, was Nara zum Mittelpunkt Japans machte. Darüber hinaus wurde auch Verwaltung, Zentralisierung und Schrift vereinheitlicht. Auch chinesische Kulturelemente kamen nach Japan. Diese prägende Epoche wurde auch als Nara-Zeit festgelegt.

Viel Spaß und Schmarn auf der Fahrt nach Nara.

Nachdem wir im Hostel unser Gepäck abgegeben haben, ging es für uns in Richtung des Nara-Parks. Auf der 525 ha großen Fläche sind alle wichtigen Sehenswürdigkeiten der Stadt zu finden, die einerseits alte Tempelanlagen waren, andererseits man dort auf Rehe und Hirsche stieß.

Im Hirsch-Park

Im südöstlichen Teil des Garten lag der Hirschpark, in dem man die zutraulichen Tiere füttern und manchmal auch streicheln konnte. Bereits am Eingang des Parks konnte man bei Straßenverkäufern etwas Tierfutter kaufen. Manche Tiere blieben gleich am Stand stehen, um vom gerade gekauften Brot etwas naschen zu können. Andere wurden schnell ungeduldig und knabberten und rumpelten einen an. Dennoch blieb alles in einem sehr freundlichen Rahmen. Einige Tiere hatten Hunger und kamen direkt auf einen zu. Die, die bereits satt waren lagen meist bei Schlammmulden und dösten vor sich hin. Mir fiel auch auf, dass die Tiere nicht überaus dick waren, obwohl doch 10. Millionen Touristen im Jahr nach Nara kamen und die sicher auch die Tiere füttern wollten.

Es dauerte nicht lange, da kamen auch schon die ersten Rehe angelaufen und schnupperten an unseren Händen. Alfred verwahrte derweil unsere Taschen und den Brotvorrat für die Tiere. Und tatsächlich ließen sich ein paar Rehe von uns streicheln, was allerdings nur gegen Essen gewährt wurde. Eine weitere Eigenheit fiel mir auf: wenn man nicht sofort Futter gab, nickten die Wildtiere mit dem Kopf. Wir vermuteten, dass so die japanische Verbeugung nachgeahnt wurde. Vermutlich bekamen die Rehe erst dann etwas, wenn sie ihren Kopf bewegten. Wenn man dann immer noch kein Essen gab, wurden sie etwas ungeduldig. Übrigens: wenn man ihnen nur seine flachen Hände entgegen streckte, wussten sie, dass man nichts hatte und zogen vorbei. Für Nana und mich war es ein wahres Wunderland. Überall waren große und kleine Rehe, manchmal auch Hirsche. Ihr Fell war sehr weich und die Schnauzen ganz feucht. Ab und an schnaubten sie etwas oder drängelten sich vor. Einmal sahen wir sogar ein Junges, das noch seine weißen Bambi-Punkte hatte. Es lag neben seiner Mutter auf der Wiese, umringt von Touristen. Die wollten nicht einfach nur ein Foto schießen, sondern setzten sich direkt neben dem Jungen auf dem Boden, streichelten es sogar. Für mich war das ein bisschen zu viel Touch-Fühlung für ein kleines Bambi.

Dennoch wurde auch unter dem Wild an Action geboten. Im Hintergrund konnten wir sogar einem kleinen Kampf zwischen zwei Halbstarken Hirschen zuschauen. Erstes Kräftemessen vor der Brunftzeit? Übrigens hatten fast alle Hirsche kein Geweih mehr, was sie dennoch nicht davon abhielt ihre Köpfe gegenseitig anzuschlagen 😀

Die große Halle

Die Zeit verging viel zu schnell bei den Rehen und wir zogen langsam weiter nördlich. Ein weiterer Programmpunkt stand auf dem Plan, den wir auf keinen Fall verpassen sollten. Es handelte sich dabei um den Todaiji Tempel, einer der bedeutendsten Tempelanlagen Japans. Seine Bekanntheit merkten wir auch mit der zunehmenden Tourimasse, bestehend aus Schulklassen, westlichen und japanischen Touristen. Die Attraktion ließ lange auf sich warten, da man von außerhalb keinen Anhaltspunkt auf das große Gebäude hatte. Durch das wuchtige Südtor gelangten wir auf die Tempelanlage. Im Tor konnte man zwei 8 Meter hohe Wächterstatuen bewundern, die im indischen Stil erbaut wurden. Wir passierten einen kleinen Teich, der ein Kagami-ike, ein Spiegelteich, war und als shintoistisches Element auf der Anlage stand.

Vor dem Süd-Tor

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Über die Kasse gelangten wir in den Innenhof, der sehr schlicht gehalten war: ein Weg mit Steinplatten führe direkt zur Haupthalle, rundherum grüner Rasen. Das Augenmerk fiel damit auf das riesige Gebäude, der Daibutsu. Die Halle des großen Buddhas ist mit 57 Meter Länge, 50,5 Meter Breite und 48,7 Meter Höhe der größte aus Holz errichtete Raum der Welt. Wie der Name bereits verrät, beinhaltet dieses Gebäude natürlich eine Buddha-Statue. Und nicht nur irgendeine, sondern die größte Bronze Buddha Staute der Welt!

Nach einer kleinen Einführung via Reiseführer und Infoblättern ging es für uns in Richtung Halle. Obwohl die Türen zur Halle offen waren, konnte man von außen nur schwer etwas erkennen. Zunächst mussten einige Stufen erklimmt werden, doch dann sah man ihn auch schon. Der Buddha aus Bronze saß auf einer Lotusblüte direkt vor uns. Ein gewaltiger Anblick. Mit seinen knapp 15 Metern Höhe und Umfang von 20,7 Metern sah die Statue sehr beeindruckend aus und verschlug jedem Betrachter zunächst die Sprache. Für den Guss von 437 Tonnen Bronze wurden im 8. Jahrhundert nahezu alle Vorräte in Japan verwendet. Dazu kamen 130 Kilogramm Gold, die die Rückwand mit den 16 Buddha-Inkarationen vergoldete. Einfach umwerfend. Wir bewegten uns langsam im Uhrzeigersinn um die Statue, um sie von allen Seiten zu betrachten.  Hinter der Statue konnte man zwei weitere Himmelswächter aus Holz betrachten.

Am Ausgang konnte ich mein Goshuin-cho wieder auspacken und für einen Stempel mit Kalligraphie erweitern. Wir schlenderten noch etwas über die Anlage der Großen Buddha Halle, bis wir den Ausgang erreichten. Von dort spazierten wir etwas bergauf zu einem weiteren Gebäude auf dem Todaiji-Tempel Gelände.

Halle des zweiten Monats

Über einen breiten Holzgang stiegen wir auf die Holzterrasse der Halle des zweiten Monats. Hier wird Anfang März die Wasserschöpfzeremonie vorgenommen, die nach altem Kalender auf den zweiten Monat der alten Zählung lag. Daher auch der Name. Auf der breiten Holzterrasse genossen wir die Spätnachmittagssonne und einen weiten Blick über Nara.

Ein Moment der Stille, da es hierher nicht mehr viele Touristen verschlug. Wir genossen die Aussicht und traten zeitig den Rückweg an. Der Hunger meldete sich bereits und Nana wollte mit uns ihren ersten Ramen in Japan unbedingt hier in Nara essen.

und gegenüber sitzt eine aufgerete Nana :D

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Obwohl Nara eine sehr touristische Stadt war, war es wirklich schwer am frühen Abend ein offenes und authentisches Ramenrestaurant zu finden. Wir gelangten schließlich in eine größere Lokalität mit offener Küche. Beschäftigt waren drei Kellner und ein Koch, der nur Ramen kochte. Über eine Lautsprechanlage wurde die neuesten Bestellungen lautstark weitergegeben. Wir bestellten alle eine Portion Ramen und hauten rein! Vielleicht entsprach der Ramen nicht ganz den Erwartungen eines ersten Ramen, er schmeckte für mich eher durchschnittlich. Auch für Nana war er jetzt nicht der Burner, schade eigentlich. Wenn wir eins gelernt haben auf der Reise: probieren geht über studieren. Und es sollte auch nicht der letzte Ramen für Nana sein.

2 thoughts on “Streicheleinheiten

  1. Nana says:

    Das war wirklich magisch 🙏😍
    Und dein Eis Kuss war so toll :, D <3

    Vielen Dank für das verkatert über den Tag führen, ohne Jujas Planung wär ich verloren gewesen x)

    1. Julia Vollweiler says:

      Keine Ursache! War richtig lustig mit dir :* Und das habe ich doch gerne getan <3

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