Heute ging es früh raus. Mit dem ersten Bus fuhren wir über eineinhalb Stunden tief in die Berge zu unserer nächsten Unterkunft: einem Ryokan. Wir stellten unser großes Gepäck ab und nahmen den nächsten Bus zur Endstation, an der eine Seilbahn stand. Wir erreichten kurz nach 9 Uhr die Station, da bemerkte ich bereits drei große Touribusse und ahnte, dass die Seilbahn mehr als nur ein Geheimtipp war.

Die Doppel-Decker-Gondel

Die Shinhotaka Ropeway bestand aus zwei Seilbahnen. Allein auf dem Weg zur ersten Station offenbarte sich ein wunderschönes Bergpanorama der höchsten Spitzen im Gebiet. Auf der Zwischenstation angekommen, wollten wir zunächst im Tal etwas wandern. Der einzige Wanderweg war allerdings wegen Bären gesperrt, die es gerade von den Schneebedeckte Bergen runter in wärmere Gebiete zog. Diese Wege wollten wir nicht unbedingt kreuzen. Daher entschlossen wir uns gleich zur Bergstation zu fahren. Die zweite Seilbahn selbst war eine Touristenattaktion, da sie Doppeldecker-Gondeln hatte. Man hatte am Anfang die Möglichkeit oben oder unten zu fahren. Viel Zeit hatten wir nicht und da ich aus dem Augenwink sah, dass alle guten Plätze auf schöne Aussicht bereits belegt waren, entschied ich mich für die untere. Die Gondel gewann schnell an Höhe und so erreichten wir innerhalb von wenigen Minuten die letzte Station. Die Aussichtsplattform war voller Touristen und als ob das nicht genug wäre, wurde ein ganzes Stück Platz für einen Schneemann und teure Fotos geopfert. Der Rest musste um einen guten Winkel kämpfen. Dennoch der Ausblick auf die umliegenden Berge ließ schnell vergessen wo man war, bis eisiger Wind um den Kopf wehte. Nachdem wir unsere Pflichtfotos hinter uns hatten, flohen wir von der Bergstation runter in einer kleinen Parkanlage. Von dort ging ein Wanderweg zu einer Hütte und einer kleinen Bergspitze weg.

Hier oben war bereits alles mit Schnee bedeckt, doch der Weg war gut erkennbar und ausgetreten. Für uns also bis auf einige vereiste Felder wenig Herausforderung. Es war schon wahnsinnig schön. So schnell waren wir in einer Schneelandschaft, super Wetter, atemberaubendes Panorama. Immer wieder kamen uns Wanderer mit Eispickel und Kletterausrüstung entgegen. Diese waren vermutlich vom Nishihotadake mit knapp 3000 Metern Höhe auf dem Rückweg. Während den Begegnungen fragte man uns immer wieder nach unserem Ziel. Tatsächlich sahen wir nicht wirklich nach erfahren Bergsteigern aus, besonders mit meiner Hirschmütze aus Naha. Wenn wir jedes mal unser Ziel nannten, konnte man etwas Erleichterung erkennen. Wir erklärten uns dies anhand eines tragischen Bergunfalls am Fujiyama vor einigen Wochen.

Ramen in der Berghütte

Der Weg wurde etwas steiler und rutschiger, dennoch nicht riskant. Wir erreichten nach ca. einer Stunde bergauf schließlich die Hütte. Glücklicherweise war sie offen und bot auch leckeren Ramen an. Zwar wollten wir die kleine Bergspitze noch besteigen, doch es zog dichter Nebel auf, sodass wir uns bereits nach wenigen Metern umentschieden. Die Hüttenküche wurde von einem Koch und zwei Mitarbeitern betrieben und hatte nur drei Gerichte zur Auswahl. An der Theke bestellten wir unsere Ramen und nahmen auf der Bank Platz. Bis auf ein weiteres Pärchen war der Gastraum leer und ruhig. Allgemein wurde hier wenig dekoriert und die Gaststube sah etwas leer aus. Mit einem Blick durch das Fenster war unsere Entscheidung richtig: Mittlerweile zogen sich die Wolken zusammen und ließen kaum mehr Licht durch. Wir wärmten uns noch mit einem Kakao auf und traten zügig den Rückweg an.

Trotz des Nebels fanden wir den Weg und kamen rechtzeigt wieder an der Gondelstation an. Hier klarte sich das Wetter etwas auf. Dennoch fanden wir, etwas verfroren und verschwitzt, dass es nun Zeit für den Rückweg wurde.

Ausruhen im Ryokan

Mit dem anschließenden Bus erreichten wir endlich das Ryokan und checkten ein. Das japanische Gasthaus hatte 3 private Onsen und zwei Öffentliche. Wir genossen im Außen- und Innenbereich das heiße Wasser. Auf dem Zimmer entspannten wir unsere müde Glieder von der kleinen Bergtour. Mittlerweile machte sich das ständige Reisen auch körperlich bemerkbar. Die Muskeln verkrampften schneller, es fehlte auch die Muskelkraft und der Körper stöhnte nach einen Tag Ruhe. Da die Ryokans auch für ihr regionales Essen bekannt waren, hatten wir unser Abendessen gebucht. In einem Essensraum, abgeschirmt in einer Niesche, wurde uns wieder eine Vielfalt aus Gemüse und der Misosuppe vorgelegt. Für den Hauptgang gab es jeweils Hühnchen-Teriyaki und Wagyu-Beef. Natürlich mit einem Gläschen Sake im Abgang. Das Essen war, bis auf das Fleisch, nichts ganz so spektakulär wie das im ersten Ryokan. Es lag einerseits daran, dass wir einige Gerichte schon kannten, andererseits auch am teuflisch günstigen Preis. Dennoch: Onsen mit Abendessen ist einfach der Hammer.