Die Touristeninfo sagte gutes Wetter für den kommenden Tag voraus, was für eine Bergtour einlud.

Mit den Mopeds fuhren wir knapp 2 Stunden in das Berggebiet des Towada Sees. Es lag zwischen Aomori und dem See und bot darüber hinaus auch einige Onsen an. Auf der Fahrt zu unserer ersten Bergtour kamen uns viele Motorradfahrer entgegen. Das Gebiet ist besonders bei Biker eine beliebte Strecke.

Wir packten alles in den Wanderrucksack um, und dann konnte es auch schon los gehen. Der Eingang zum Wanderpfad war leicht zu erkennen, da ein Torii ihn markierte. Wir verbeugten uns vor dem Tor und tauchten in die Welt des Berggottes ein.

Ein beschwerlicher Aufstieg

Zunächst ging es durch den Wald. Die Temperaturen waren sehr warm und wir waren schnell wieder aufgewärmt von der kühlen Fahrt. Der Weg war von Bäumen und Bambus umgeben, der immer in den Weg hinein wuchs. Über steile Stufen gewannen wir schnell an Höhe und erreichten bald die Waldgrenze.

Der Weg veränderte sich und wurde sehr steinig und hart. Wir liefen nun auf Vulkangestein, was man auch durch die Gesteinsverfärbungen erkennen konnte. Ein kalter Windzug begleitete uns und wir waren über unsere mitgenommen Jacken gleich wieder froh.

Schließlich erreichten wir das Hochplatteau, das eine Moorlandschaft bildete. Über Stege stießen wir auch auf eine Hütte. Leider war diese nicht bewirtschaftet, sondern lediglich nur eine karge Unterkunft für schlechtes Wetter. Es pausierte dort auch eine Gruppe junger Japaner, die uns beim Eintreten etwas verwirrt anschauten 😀


Da wir keine Pause dabei hatten, ging es für uns weiter. Keine 100 Meter nach der Hütte begegneten wir einer Gruppe von Japanern und vermuteten bei der Gruppengröße eine Schulklasse. Auf der Karte war ein Rundwanderweg eingezeichnet, umgeben von Bergen um die 1500 Meter. Für bayerische Verhältnisse eigentlich nicht wirklich hoch, die Gegebenheiten waren dennoch anders als in der Heimat gewohnt. Starke Temperaturschwankungen durch beschattete Wege, starke Sonneneinstrahlung und kühlen Winden machten uns zu schaffen.

Anstatt um den Berg herum führte uns der Weg direkt nach oben. Die Wasservorräte waren bald knapp und der Weg immer schwerer. Große Brocken mussten teilweise umgangen werden und stellten mühsame Hinternisse dar. Auf dem letzten steilen Stück passierten wir einen kleinen weißen Schrein. Ich fragte mich, welcher Mensch so ein Gewicht freiwillig mit nach oben nahm…

Hilfe auf dem Gipfel

Entkräftet und hungrig, aber sehr stolz auf uns, kamen wir auf dem Gipfel an. Und es dauerte keine Minute, da wurde Alfred auch schon von einem netten Rentner angsprochen. Während sie ein paar Worte austauschten, nutzte ich den Moment für Fotos. Denn der Blick war sagenhaft. Es war nahezu keine Wolke am Himmel zu sehen und der Blick in die weite Ferne. Vor mir lag die runde nördliche Spitze der Hauptinsel Honshu. Leider war Hokkaido noch nicht zu sehen. Unser nächstes Reiseziel, Aomori lag uns zu Füßen. Bis auf den harten, eiskalten Wind, der vom Meer aus kam, war der große Gipfel sehr einladend zum verweilen.

Der Rentner fragte uns, ob wir uns jetzt mit einem Lunch belohnen, was wir verneinten. Es war uns etwas peinlich die schlechten Vorbereitungen zugeben zu müssen und wollten auch schon weiter gehen, als der Japaner sein letztes Reisbällchen auspackte und es uns in die Hand drückte. Doch damit nicht genug: Er bat uns hinzusetzten und überreichte uns weitere Energy Drinks. Während wir uns das Reisbällchen, gefüllte mit eingelegtem Gemüse teilten, packte der Renter plötzlich seinen Campingkocher aus und kochte Fertignudeln mit Wasser für uns. Als Nachtisch überreichte er uns einen selbst gebrauten Kaffee mit ökologischen Kaffeefilter. Wir wussten gar nicht mehr was wir sagen sollten – so baff waren wir. Nachdem wir fertig waren, entschuldigte sich auch noch der Japaner, dass er leider nicht mehr dabei hatte. Vor lauter Hilfsbereitschaft und Freundlich wussten wir gar nicht mehr, wie zu reagieren war, außer bedanken und verbeugen.

Während wir aßen erzählte der Japaner von seiner Bergtour, die er gerade machte. Er durchwanderte gerade die Hakkoda Berge, und hatte nur noch einen Gipfel vor sich. Als er hörte, dass wir weiter nach Hokkaido wollte, erklärte er uns, dass dort nur wenige Menschen englisch reden werden. Wir werden uns dort vermutlich nur auf unsere japanisch Kenntnisse verlassen müssen.

Nachdem wir fertig waren, packte der aus Hachinohe stammende Japaner alles ein, verabschiedete sich von uns und war auch schon weg. Immer noch überwältigt von dieser wahren Hilfsbereitschaft traten wir den Rückweg an.

Ein Rückweg mit Sonnenuntergang

Der Weg führte über die andere Seite des Berges runter auf das Moorplateau. Hier konnten wir die Sicht auf die Bergwelt noch einmal genießen. Über Informationstafeln wurde von seltenen Pflanzen gesprochen, die leider bereits verblüht waren. An einigen Ecken war der Herbst bereits angekommen. Wieder gestärkt überholten wir auf dem Rückweg wieder Wandergruppen und ein Paar. Der Wanderpfad war unter Japanern anscheinend sehr beliebt. Viele trugen an ihren Rucksäcken Bärenglocken und ihr klingeln war sehr lange zu hören. Da fast jeder zweite Wanderer eine solche Glocke dabei hatte, war auch weit und breit kein anderes Tier zu erkennen.

Wieder unten angekommen, wollte wir zunächst in die Onsen gehen. Diese waren für uns jedoch teuer und den langen Heimweg wollten noch bei Tageslicht antreten. Also fuhren wir gleich zurück. Auf der Rückfahrt nahm Alfred, der immer voraus fuhr, eine andere Route und führte uns zum secret viewpoint. Mit den letzten Sonnenstraheln, bot sich ein wunderschönes Bild über den Towada See.

Endlich angekommen hieß es, ab in den Onsen am Hotel und danach ein ausgiebiges Abendessen. Müde und erholt schliefen wir sofort ein. Für den nächsten Tag war ein Chill-out Tag angebracht.