Wir kamen am Freitag mit dem Shinkansen bei Fukuoka Nachts im Regen an. Nach einer langen Fahrt und langer Suche fanden wir schließlich das Hostel und fielen müde ins Bett. Da in der nächsten Stadt am Samstag Ruby-Spiele stattfanden, mussten wir wegen zu spontaner Buchung am nächsten Tag das Hostel wechseln. Zum Glück, denn das Hostel war nicht wirklich angenehm und für eine Nacht gerade gut genug!

Unsere Route mit dem Shinkansen

Am nächsten Tag gingen wir direkt zum nächsten Hostel, das außerhalb der Stadt lag. Die Betreiberin war so nett, dass wir direkt einchecken konnten und unser Gepäck gleich dort blieb. Jetzt wurde es aber Zeit für eine Stadtbesichtigung. Für uns standen natürlich wieder Tempel auf dem Plan. Ich weiß, schon wieder Tempel, aber sie sind die ältesten Zeugnisse aus der Stadt- und Religionsgeschichte. Fukuoka an sich war voller Wolkenkratzer, in denen Hotel oder riesige Einkaufszentren waren. Für mich wenig reizvoll, daher verschlug es uns gleich in das Viertel älterer Häuser und Tempel.

Übrigens: Die Stadt Fukuoka ist lediglich ein Zusammenschluss mehrer, umliegender Städte, nach deren Städtenamen sich viele Bezirke und Ämter richten. Ähnlich wie Tokyo. Der Hauptbahnhof hieß daher nicht Fukuoka, sondern Hakata, Stadtname einer dieser Städte. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde die Region durch die Mongolen bedroht und musste zwei Angriffswellen verteidigen. Bei der zweiten sahen sich Japaner einem 100.000 Mann verstärkten Mongolen Heere entgegen. Der Angriff kam am 3 Meter hohen Verteidigungswall zum Stillstand und wurde durch einen plötzlichen, verheerenden Taifun vernichtet. Daher stammt das bekannte Wort „Kamikaze“ = Götterwind ab.

Altes Hakata

Wir steuerten über Hakata den Kushida Tempel an, gegründet im 8. Jahrhundert. In seiner unmittelbaren Umgebung konnte man einen Hauch vom alten Hakata durch alte Holzhäuser und vereinzelter kleiner Läden erahnen. Im Vorhof stand ein über 1000 Jahre alter Ginko-Baum, zumindest laut Überlieferung. Hier konnte man bereits die Vorbereitungen für das Festival am Abend erkennen – aber dazu später mehr 😉

Über das imposante Eingangstor ging es in den Vorhof. Nach einer Säuberung nach budhistischer Art, gelangten wir in den Tempelhof. Näher an den Schrein konnte ich allerdings nicht heran treten, da eine Hochzeitsgesellschaft gerade in einer Zeremonie war.

Eingangsbereich

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Schrein des Kriegsgottes

Unsere nächste Station lag etwas nördlich des Stadtzentrums. Wir kamen zum Hakozaki-Schrein, geweiht dem Kriegsgott Haniman. Es gilt als einer der bekanntesten Hachiman-Schreine Japans und war für seine im 16. Jahrhundert erbaute Haupthalle sehr beliebt. Dies galt nicht nur für Touristen, sondern auch für Heiratende. Sehr beliebt. Allein auf dem Weg zum Schrein passierten wir eine Heiratsgesellschaft, dann eine im Nebengebäude und eine wurde im Schrein geweiht! Darüber hinaus lagen überall Flyer herum, auf denen ein Heitratspaket von umgerechner ca. 2000 Euro angeboten wurde. Wir vermuteten, dass Leih-Kimonos usw inklusive waren, da wir ein paar Kanjis übersetzen konnten. Übrigens wurde am Wochenende stündlich eine Trauung angeboten!

Ohori-Park

Wir fuhren wieder ins Stadtzentrum und kamen am Ohori-Park vorbei. Eine gute Gelegenheit zum Ausschnaufen. Am See genehmigten wir uns einen Kaffee und wärmten uns in der Sonne. Im See fuhren einige mit dem Schwanentretboot, was immer wieder bei Seen angeboten wurde und sehr beliebt war. Man hörte von der gegenüberliegenden Insel jemanden mit dem Saxophon spielen. Eine schöne Atmosphäre. Plötzlich bemerkte Alfred Wasserschildkröten im See. Unsere ersten in Japan 😀

Nach ein wenig Ruhe ging es für uns weiter zur Anhöhe und zu den Resten der Mizuru-Burg. Die Bäume waren bereits im Herbstlaub und einige Bewohner nutzten den schönen Tag für einen Spaziergang vor Ort. Ein alter Herr kämmte seinen Hund auf der Parkbank, eine Katze entspannte sich im Garten. In einem Baseball Feld unterhalb des Burgberges spielten gerade zwei Teams ein Spiel. Ein schönes Fleckchen Erde! Am höchsten Punkt hatten wir einen wunderbaren Blick über die Stadt. Wir kamen gerade richtig, da die nächsten Gewitterwolken sich anküdigten.

Das Laternenfestival

Gegen Abend gingen wir zurück nach Hakata. Dort fing ab 17 Uhr das Laternenfestival an. Endlich! Unser erstes Festival, dem ich den ganzen Tag lang entgegen fieberte! Wir starteten am Tocho-ji Tempel und bekamen über eine Karte einen Überblick über die verschiedenen Bereiche. An unseren ersten Punkt wurde sogar eine Musikeinlage mit traditionellen japanischen Instrumenten begonnen. Wir hatten Glück so frühzeit an der Tempelanlage angekommen zu sein, da sich der Hof schnell mit Besuchern füllte. Außerdem wurde dort auch Verpflegung angeboten und wir aßen eine Süßkartoffel. Die auf Hokkaido schmeckte nicht nur besser, sondern war auch gut durch gegart. Ab da trafen wir an jeder Ecke auf etwas zu Trinken oder lokale Spezialitäten zu essen. Der absolute Hammer! Übrigens: das Festival wurde von den westlichen Touristen wenig besucht, da zeitlich parallel wichtige Rugby-Spiele liefen.

Da das Festival nur 3 Stunden lang ging, wechselten wir frühzeitig den Ort. Papierlaternen in den Straßen wiesen den Weg zu der nächsten Station, hier einer Tempelanlage. Auf dem Weg bekamen wir Shochu in die Hände gedrückt – ein alkoholisches Getränk, gewonnen hauptsächlich aus der Süßkartoffel und ziehmlich neutral im Geschmack. Weitere Stationen umfassten nicht nur Tempel, sondern auch andere Gebäude und freie Flächen. Auf einer wurden die olympischen Ring nachgestellt mit dem Schriftzug „Ganbare Nippon“ – Auf geht´s Japan. Woanders konnte man das städtische Museum von Hakata besichtigen, das für seine Sammlung kleiner Porzelanpuppen bekannt ist. Ich muss gestehen, dass umso genauer man diese süßen Szenen betrachtete, man wirklich süchtig davon wurde noch mehr Fotos zu machen.

Den Höhepunkt konnte man am Kushi-Schrein erkennen, den wir bereits am Mittag besucht haben. Neben dem Heiligtum wurde nun auch ein Festwangen beleutet. Beeindruckend, wie hoch und facettenreich er war. Wir passierten einen ganzen Platz voller Laternen und eranhten, dass es sich um ein großes Bild handeln musste. Über eine Treppe gelangten wir in den ersten Stock und erkannten das Gemälde. Zwei Friedenstauben in der Luft – eine hatte sogar einen Zweig im Schnabel. Erinnerte mich irgendwie an das Alte Testament 😀

Zum Ausklingen des ereignisreichen Abends besuchten wir eine Bar. Es brauchte zwar ein paar Minuten, bis wir mit den eingeschworenen Stammgästen warm wurden, doch als das Eis gebrochen war, wurde es richtig lustig. Wir waren zufällig in einer Fan Baseball-Bar und hörten über das wichtige Spiele Hakata gegen Tokyo, was gerade im Stadtion von Fukuoka lief. Wir unterhielten uns über Fan-Liebe und den Unteschieden zwischen Fussball und Baseball. Nachdem allerdings die erste Runde Sake ausgegeben wurde, wurde es für uns auch Zeit ins Hostel zurück zu gehen. Am nächsten Tag ging es wieder früh raus.