Am nächsten Tag führte unser Programm nach Akita und der Samuraistadt Kakunodate. Da wir mit dem JR Pass bisher nur Localtrains genutzt haben, wollten wir heute mit schnelleren Zügen Städte besichtigen.
Akita war eine größere Stadt, die seitjeher vom Reisanbau in der Umgebung profitierte. Daher ist es nicht verwunderlich, dass im Stadtnamen auch das Kanji-Zeichen für Reisfeld zu finden ist. Und wo Reishandel ist, setzten auch viele Sakebrauereien in der Umgebung an. Daher konnte man dort auch Burgreste und ältere Schreine besichtigen. Dies stand natürlich auf den obersten Punkten meiner Sightseeing Liste. Akita ist auch für das Kanto-Matsuri Festival im Sommer sehr bekannt. Dort tragen Männer lange Bambusgerüste mit bis zu 50 Lampions auf Schulter oder sogar auf dem Kopf durch die Straßen. Das ganze muss Irre aussehen. In der Stadt verwiesen einige Figuren oder Bilder auf das Fest.
Akita
Bei der Ankunft in Akita merkten wir, wie die Anzahl westlicher Touristen zunahm. Die Präfekturhauptstadt war auch ein wichtiger Knotenpunkt für Reisende an der Seite des japanisches Meeres. Außerdem waren auch viele Geschäftsmänner zu sehen, was ebenfalls zeigte, dass das Business in der Stadt wichtig war.
Über eine überdachte Promenade gelangte man vom Bahnhof auf die Hauptstraßen. Von der Touristeninfo bekamen wir einen Stadtplan mit den wichtigsten Sehenswürdigkeiten mit. Diese ergänzten wir mit der Besichtigung kleiner Schreine, die man an nahe jeder Hausecke finden konnte. Auch ältere Japaner pilgerten zu dieser Zeit von Schrein zu Schrein, die meist Schlicht ausgestattet und unbewacht waren. Für mich war es sehr schön zwischen den Häusern über Pfade zu den Holzschreinen zu gehen.
Wir peilten zunächst den Burghügel an, auf dem der Aktia-Hachiman-Schrein mit einer restaurierten Burg stand. Der Burggarten war sehr schön und breit angelegt und mit abwechslungsreicher Vegetation bepflanzt. Der Hauptschrein war sehr schön, allerdings war gerade niemand zu sehen für einen Stempel meines Tempelbuches. Wir stiegen auf die Anhöhe und hatten neben einem schönen Blick auf die Stadt auch die Burg erreicht. Der Burghügel ließ Erahnen, dass früher die Anlage über die ganze Erhöhung ging, wovon heute nur noch ein Gebäude übrig war. Von außen sah das Haus zwar sehr schön aus, doch innen gab es nicht viel her. Später erfuhr ich, dass nahezu alle Schlossgebäude innen wenig ausgebaut waren.
Wir setzten unseren Rundweg fort und kamen neben Tempeln auch an dem Ausgehviertel vorbei. Bis auf einem Ramenrestaurant waren alle Geschäfte und Bars noch geschlossen, was uns dazu veranlasste am nächsten Abend vorbei zu kommen.
Schließlich kamen wir am Bahnhof wieder an und nahmen den nächsten Schnellzug nach Kakunodate.
Kakunodate – Stadt der Samurai
Bereits am Bahnhof in Akita wurde Kakunodate im Herbst als Stadtbesuch angeprießen. Der Reiseführer empfahl die Stadt zur Kirschblüte anzufahren. Kakunodate gehört zu den wenigen Städten in Japan, in denen alte Samuraihäuser noch erhalten sind.
Kaum angekommen, steuerten wir die Touristeninformation wegen eines Stadtplanes an. Mit den besten Informationen gingen wir auch schon los, da das alte Viertel ca 20 Minuten Gehweg vom Bahnhof entfernt war. Da es auch schon Nachmittag war, blieb uns bis zum Sonnenuntergang wenig Zeit für die Besichtigung einer ganzen Stadt.
Wir erreichten die ersten Häuser und waren überwältigt. Die Grundstücke waren über eine schwarze Palisade von der Straße abgegrenzt und nur durch große Toreingänge zugänglich. An jedem Toreingang hing ein Schild mit dem Familiennamen darauf. Manche Häuser waren frei zugänglich: Man konnte den Innenhof betreten und in wenige sogar eintreten.
Allerdings waren keine Fotos erlaubt. Innen war das Haus in mehrere Räume aufgeteilt, die mit Matten ausgelegt waren. Leider war in den Räumlichkeiten keine Inneneinrichtung vorhanden. Es gab auch ein Haus, das hohen Eintritt verlangte, das allerdings mit historischen Ambiente ausgestattet war. Auch den Innenhof konnte man nur zum Teil anschauen, der dann auf der Rückseite des Hauses in den Garten über ging.
Manche Häuser wurden auch privat genutzt. Dafür waren die außen Tore verschlossen und auch keine Schilder angebracht. Ich fragte mich, wie es wohl war in so einem historischen Viertel zu leben und dabei die ganzen Besucherströme auszuhalten. Übrigens, waren zu der Zeit nur wenige Menschen unterwegs, die meisten kamen erst zur Kirschblütenzeit. Dann erblüht der ganze Ort in die rosa-weißen Farben. Dieses Ereignis wird auch genutzt, um in seinem Kimono spazieren zu gehen. Zumindest zeigten dies alle möglichen Fotographien über die Stadt.
Der ganze Ort strahlte eine besondere Atmosphäre aus. Die herbstliche Stimmung verbunden mit den alten Samuraihäusern und der Dämmerung waren die perfekte Kulisse für ein Samuraidrama. Auch die Verkaufsstände waren im alten Design. Das ganze Bild sah sehr schön aus
Gegen 17.20 Uhr ging die Sonne unter und auch für uns wurde es Zeit den Zug zurück zu erwischen. Während wir durch die Straßen hasteten, fiel uns ein riesiger Schwarm Krähen auf, die in einen langen Bogen um den Wasserturm der Stadt flogen. Das ganze sah etwas merkwürdig aus, zumal der Lärm der Krähen sehr laut war. Wir mussten für einen Moment inne halten und das Spektakel näher betrachten. Mit den aufkommenden Wolken und der nächtlichen Dämmerung war das eine spezielle Stimmung.
Wir erreichten den Zug rechtzeitig und fuhren zurück nach Akita.