Heute ging es nach Oga – Stadt des Namahage Festes. Mit dem Zug ging es an die Küste der Halbinsel.

Unsere Route zur Oga Halbinsel

Als wir ankamen waren  bereits am und im Bahnhof Statuen und Bilder dieser Tradition aufgestellt und brummten auf englisch die Besucher an. Für die Kinder allein reichte schon der Anblick dieser Statuen, um Angst zu bekommen und sie mieden direkt den Ort. In freudiger Erwartung auf die Stadt traten wir nach draußen und sahen erst mal niemanden auf den Straßen. Ernüchternd stellten wir nach einer kurzen Stadtbesichtigung fest, dass a) nur zwei Restaurants geöffnet hatte, b) wir die einzigen Touristen und c) die Stadt wirklich nicht schön war. Die Läden waren ziemlich herunter gekommen und die Häuser hätten dringend eine Grundsanierung gebraucht. Sogar die Tempel hatte alle geschlossen.

Da das Stadtzentrum nicht interessant war, gingen wir wieder zum Bahnhof zurück. Wir wollten uns dort über einen Schrein informieren, der wenige Kilometer von Oga entfernt war. Der einzige Bus der fuhr, fuhr erst am Abend wieder und stand damit für uns außer Frage. Doch die JR Station hatte mehr zu bieten. In einem Nebengebäude wurden Attraktionen und Information über das Namahage Fest zusammen gestellt. Eine Foto Galerie zeigte die verschiedenen Masken, sowie das Brauchtum. Junge Männer wurden bei der Anprobe der Strohverkleidung abgebildet und dann wie sie durch tiefen Schnee von Haus zu Haus zogen.

Bewirtung

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Wir betrachteten diese Fotographien keine 5 Minuten, als wir von einem älteren Herren angesprochen wurden. Er erklärte uns zunächst den Ablauf des Festes und sprach in tiefer Stimme die Sätze der maskierten Männer nach. Auch Alfred durfte ran, beziehungsweise musste 😀

Irgendwie jetzt schon grußelig 🙂

Maske und Umhang lagen auf einem Tisch bereit und schon verwandelte sich Alfred in einen Namahage und stampfte umher. Das zog auch einige Besucher der Halle an und auch Kinder wollten danach die Sachen ausprobieren. So nett auch die Attraktionen waren, sie füllten dennoch keinen ganzen Tag. Wir traten aus dem Bahnhof wieder raus und fragten uns, wie wir zu den besagten Tempel kämen. Unglücklicherweise hatten wir wenig Bargeld dabei, zu wenig für ein Taxi und die Busverbindung war keine Option. Also blieb noch eine Möglichkeite offen: trampen.

Trampen

Während unseres Aufenthaltes am Towada See lernten wir ein junges Mädchen aus Bamberg kennen, die für ein Jahr durch Japan trampen wollte. Sie hatte bereits eine gute Strecke von Tokio bis zum See zurück gelegt und konnte nur positiv über diese Reisemethode berichten. Eigentlich war trampen nichts für uns – allerdings waren wir in diesem Moment in einer Ausnahmesituation und wollten den Tag noch bereichern. Also kauften wir mit den letzten Yen einen Block und Stift und schrieben unser Ziel in Kanji-Zeichen auf. Damit stellten wir uns an die Straße, die entlang der Küste zum Tempel führte. Tatsächlich fuhren einige Fahrzeuge in die Richtung, doch die ersten fuhren an uns vorbei. Dennoch dauerte es keine 10 Minuten, bis ein älterer Herr in seinem Auto umdrehte und uns einsteigen ließ. Wir versuchten während der Fahrt ein Gespräch aufzubauen, doch der ältere antwortete sehr abgehackt und im Dialekt, sodass wir ihn kaum verstehen konnten.

Schnappschuss auf dem Auto.

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Die Fahrt war etwas komisch. Als wir endlich den kleinen Fischerort Monzen erreichten, standen wir am Beginn zum Weg.

Das Scheitern der Dämonen

Zum Akagami-Goshado-Schrein führten 999 Stufen nach oben. Die Legende besagt, dass diese Stufen von Dämonen über Nacht erbaute wurden. Hätten die Dämonen bis Tagesanbruch 1000 Stufen geschafft, hätten sie die Macht über die Mädchen im Ort gehabt – wobei dieses Unterfangen scheiterte. Zurück blieben die vielen Stufen bis zum Tempel, die wir natürlich aufsteigen wollten.

Über einen dunklen Waldpfad gingen die steinernen Treppenstufen nach oben. Die Stufen waren teilweise uneben, lagen schräg im Berg und in sehr kurzen Abständen eingesetzt. Dies war die einzige Herausforderung für uns – da der Weg im Schatten verlief war es angenehm kühl.

Wir erreichten einen größeren Tempel auf der Strecke, den man auch hätte anfahren können. Den Anfang der Tempelanlage stellte ein großes Tor dar, in dem zwei große Steinfiguren standen. Die Anlage selbst war schlicht und verband einen kleinen Garten mit Friedhof. Links vom Tempel führten die Steintreppen weiter nach oben.

Die fünf Waldschreine

Der Weg führte wieder durch den Wald. Diesmal mussten wir auf große Spinnennetzte Acht geben, die sich über den Pfad spannten. Wir gelangten an ein Tori, das ab dort seinen Weg veränderte. Über größere Streintreppen gelangten wir auf eine Lichtung, auf der fünf kleine Schreine standen. Diese waren fünf chinesischen Göttern gewippnet, welche genau konnte ich nicht erfahren. In der Mitte des Platzes stand eine große Zeder, um die ein weißes Seil gelegt worden war und als Erkennungsmerkmal für den Shintoismus stand.

Während wir uns erholten, erreichten weitere Wanderer die Schreine und verbeugten sich vor ihnen. Nach einer Weile standen wir auf und traten den Rückweg an. Wieder im Fischerort Monzen angekommen, suchten wir vergeblich nach einem Lokal. Wir passierten ein Gästehaus, wo eine ältere Dame die Zimmer sauber machte und kamen ins Gespräch. Wir erzählten ihr von der Wanderung zu den Schreinen und klagten über die schlechte Busverbindung. Der nächste Bus kam erst spät am Abend. Da kam sie plötzlich aus dem Haus und drückte uns Getränke und Keckse in die Hand, die wir für die Wartezeit verzehren konnten. Ich kann nicht aufhören zu betonen, dass die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Japaner ungemein groß ist.

Auf dem Weg zur Bushaltestelle entschieden wir spontan, es wieder mit dem Trampen zu versuchen. An einer Kurve standen wir mit dem Schild und warteten auf vorbeifahrende Autos. Diesmal dauerte es etwas länger, etwa 15 Minuten. Ein Herr mittleren Alters ließ uns einsteigen. Diesmal konnten wir gut Smalltalk führen und Erfahrungen zur Oga-Halbinsel austauschen. Wir ließen uns zum Michi no Eki fahren, der für sein Restaurant sehr bekannt war. Alfred bestellte die regionale Spezialität – eine zähe Masse aus Seegras, Reis und Ei. Es wurde nicht Alfreds Lieblingsessen.

Nach dem Dinner ging es für uns wieder zurück mit der Bahn ins Hotel. Müde aber um einige Erfahrungen mehr schliefen wir schnell ein.