Die Nacht in dem Raum japanischen Stils war trotz kälte erholsam. Die Futonbetten sind härter als gewohnt, aber die frische Bergluft und die wohlig warmen Decken schafften eine angenehme Schlafstimmung.

Eine Radtour

Die Radltour in voller Länge

Das Angebot der kostenfreien Miete der Fahrräder nahmen wir nur zu gerne an. Auch um neun Uhr morgens war noch keines der Leihräder vergriffen und so suchten wir uns drei davon aus und fuhren los. Wieder einmal bekamen wir eine ganz neue Sicht auf die Landschaft Japans. Es machte Spaß die bergig-ländliche Seite aus nächster Nähe zu erkunden. Da wir den im Prospekt angepriesenen Radweg nicht fanden, mussten wir unser erstes Ziel hauptsächlich über Kraftfahrzeugstraßen erreichen. Die kleinen Kanäle zwischen den Häusern und die malerische Bergkulisse überspielten den stressigen Verkehr, mit dem wir dank zu enger oder nicht vorhandener Bürgersteige in Kontakt kamen. Lediglich die Häuser könnten in einem besseren Zustand sein. Auch das Oberleitungswirrwar, welches überall in Japan zu finden war, verschandelte etwas die Aussicht. In Azumino angekommen ließ ich mich von der Touristeninformation über die Lokalitäten beraten, während sich Julia einen wohlverdienten Kaffee bestellte.

Japans größte Wasabifarm

Unser Ziel für heute war sofort klar: Japans größte Wasabifarm befand sich in unmittelbarer Nähe. Sie war lediglich 10 Radminuten entfernt. Auf dem Weg dorthin stellte ich fest, dass sich Abseits der Hauptverkehrsstraße nette Einfamilienhäuser aneinander reihten. Die Fassaden waren schön hergerichtet und und auch der Verkehr wurde ruhiger. So langsam mehrten sich abgeerntete Reisfelder, die direkt an die Grundstücke grenzten. Damit bekam das Örtchen stetig den Charme eines Bergdorfes, das denen aus der Heimat schon etwas ähnelt. Wir besuchten einen Schrein, der sich für eine Fotosession eignete. Und auch die Reisfelder, die wir im Anschluss passierten boten mit der Berglandschaft im Hintergrund die perfekte Leinwand. Ich war begeistert, meine Passion als Hobbyfotograf konnte ich mit der nun doppelt so zahlreichen weiblichen Begleitung voll und ganz ausleben.

Die Zeit verging wie im Flug bis wir die Farm erreichten. Der große Parkplatz ließ erahnen mit welchen Besuchermassen die Farm in der Hochsaison rechnete. Heute waren lediglich zwei Reisebusse abgestellt. Neben eine handvoll Fahrrädern gesellten sich schnell unsere drei Drahtesel dazu. Die Farm war schnell abgelaufen. Nicht zuletzt, da der Großteil aufgrund von Hornissen gesperrt war. Schade! Dennoch lernten wir so einiges über den Wasabianbau. Das Kreuzblütengewächs wurde doch tatsächlich in kiesigem Boden angebaut. Die Pflanzte braucht frisches, fließendes Wasser, wozu sich der Bergstrom bestens eignete. Ganzjährig soll die Wassertemperatur nur 15°C betragen. Brrrrr, kalt!

Es war schon fast meditativ dem fließenden Wasser zwischen den gleichmäßig angelegten Furchen des Feldes zuzusehen. Am Ende der Anlage konnte man die Feldarbeiter schufften sehen. Im Hintergrund spielte entspannende Musik. Einmal musste ich Nana anstupsen, damit sie nicht im Stehen einschlief.

Hunger machte sich so langsam breit. Zum Glück gab es gleich drei Restaurants auf der Anlage um diesen zu stillen. Wir entschieden uns für den Stehimbiss, da er uns am Einladensten erschien mit seinen Wasabi-Frankfurtern. Ich wählte den „Burger“ mit Wasabi-Kartoffelkrokett und Wasabi-Mayonaise in Pitabrot. Alles in allem eine sehr gelungene Kombination. Ich finde Wasabi sehr lecker und daher schmeckten mir die Gerichte besonders gut. Natürlich durfte ich auch mal bei der Julia probieren. Bemerkenswert ist, dass man den puren Wasabigeschmack genießen kann. Von der bekannten Schärfe ist nur wenig vorhanden.

Während die zwei Freundinnen die Sonne genossen, verwickelte ich eine Verkaufsdame in ein Gespräch. Dabei durfte ich nicht nur einmal etwas vom frisch geriebenen Wasabi probieren. Leider halten die frischen Stängel nicht bis zu unserer Heimkehr. Ein anderes der zahlreichen Souveniere wurde aber schnell gefunden.

Auf dem Rückweg

Nach einem Wasabieis und einem weiteren Fotoshooting ging es auch schon wieder weiter. Diesmal radelten wir direkt am Fluss. Der Weg war nicht immer gut ausgebaut und so machten wir schonmal einen Abstecher entlang eines Reisfeldes. Nichtsdestotrotz erreichten wir einen Ort, den die Japaner den Schwanensee nennen. Hierher kamen Zugfügel aus Sibirien, um das milde Klima zu genießen. Vierzig Stück wurden dieses Jahr bisher gezählt. Jährlich sollen es etwa 400 werden. Heute sahen wir keinen. Dafür einen weißen Reiher, sowie etliche Enten. Auch schön.

Die restliche Strecke nach dem Ententümpel verlief wieder Entlang einer Straße. Mal mit, mal ohne Randstein. Wie das hier so üblich ist. Schon bald erreichten wir unser Hostel in Matsumoto. Wir sattelten unsere vorgepackten Taschen auf um heute noch ein Highlight unserer Reise genießen zu können.

Ein besonders schöner See

Auf ging es zu unserer nächsten Station.

Es war der Suwasee! Bekannt aus Filmen wie „Kimi no na wa“ (君の名は \ Your Name) konnten wir bereits die Schönheit des Sees erahnen. Es war auch genau dieser Animationsfilm, der uns dazu verleitete dem See einen Besuch abzustatten. Und genau dort, im Ort Shimo-Suwa, hatten wir ein Ryokan gebucht. Ryokans, das sind traditionelle japanische Gasthäuser die meist mit Onsen ausgestattet sind. Bereitgestellte Yukatas gehören dort zur Kleiderordnung. Bei einem besonderen Abendessen gibt es Gelegenheit mit den Gastgebern ins Gespräch zu kommen. Geschlafen wird auf Futonbetten während die Gästezimmer traditionell mit Tatamimatten ausgelegten waren.

Doch kein Ort wird Besucht ohne zu Beginn die lokale Touristeninformation zu belagern. Auch hier wurden wir wieder besonders freundlich empfangen. Der Zuständige Mitarbeiter wirkte besonders motiviert und legte uns schnell einen Plan für den morgigen Tag zurecht. Zum Schluss gab er uns noch den Hinweis, dass er auch morgen wieder Dienst hat und wir das Fremdenverkehrsamt unbedingt noch einmal besuchen sollten, bevor wir wieder abreisten. Wir bedankten uns für die ausführliche Beratung in der erstaunlich wenige Fragen gestellt werden mussten und verabschiedeten uns. Und so kam es, dass wir zum Ryokan liefen, im Onsen badeten, in Yukatas ein Mehrgängemenü genossen und auf Futonbetten in mit Tatamimatten ausgelegten Räumen schliefen.

2 thoughts on “Mit dem Rad die japanischen Alpen genießen

  1. Nana says:

    Hihihi deine passion als Hobbyfotograf :’D vielen Dank für die vielen unglaublich schönen Bilder die du gemacht hast, die erfreuen mich jeden Tag aufs neue.

    Und alich hab auf der Wasabi farm doch nicht geschlafen, nur entspannt und die ruhige Atmosphäre genossen… Naja xD vielleicht hab ich doch ein bisschen geschlafen.

    Ich glaub der Rückweg wäre ohne mich unsportliches Ding um einiges schneller verlaufen, mit euch sportskanonen kann ich einfach nicht mithalten. Aber danke fürs warten und aufpassen x) <3

  2. Alfred Melch says:

    Das freut mich.

    Ach was. Dafür hat es unglaublich viel Spaß gemacht!

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