Der nächste Morgen begrüßte uns mit viel Regen. Über die Nachrichten haben wir bereits mitbekommen, dass ein Taifun an Japan zwar vorbei flog, aber das lokale Wetter dennoch beeinflusste. Heute ging es wieder zum japanischen Meer, also mit dem Zug einmal durch die Breite Japans. Unser Ziel wollte ich eigentlich auf dem Weg von Kyoto nach Kagoshima anfahren, doch die Stadt Matsue lag leider nicht auf der Shinkansenstrecke, was uns zu viel Zeit gekostet hätte. Diese Strecke war mit dem Schnellzug schneller und leichter zu bewältigen.

Ankunft in Matsue

Wie Hiroshima, war auch Matsue sehr regnerisch. Die Stadt liegt am Shinji See, der sehr groß war und eigentlich für Schifffahrten sehr schön war. Eben nur nicht im Regen mit tiefliegenden Nebel. Als wir am Ufer entlang gingen, konnten wir dennoch ein Schiff mit zwei Touristen darauf entdecken. Wir erreichten unser Hostel nach einem längeren Spazierweg, das tatsächlich ein Geheimtipp war. Es war sehr zentral, ruhig gelegen und hatte neben dem typischen verkachelten Waschbecken im Flur eine kleine Küche und einen Aufenthaltsraum in einem Nebengebäude. Es war ein alter Raum aus Holz mit einer Bar und dort lagerten verschiedener Gegenstände, wie ein Teeservice. Über eine Treppe konnte man auch direkt untern Dach ebenfalls zusammen sitzen.

Joa..trübes Regenwetter.

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Nachdem wir eingecheckt hatten, ging es für uns mit dem nächsten Bus zur Burg. Am Burggelände angekommen wurden wir bereits von den Kartenverkäuferinnen freundlich begrüßt und bekamen als Ausländer sogar Rabatt auf den Eintritt. Auch andere japanische Touristen zeigten sofort ihr Interesse an uns. Kaum waren wir wieder etwas abseits der Touristenströme, merkte man sofort einen Unterschied.

Die Burg Matsue

Der Bau der Matsue Burg wurde 1611 von Horio Yoshiharu begonnen und von seinem Enkel vollendet. Dennoch konnte der Klan nur eine Generation in der Burg verweilen. Nach mehreren Machtwechseln blieb die Burg bis 1638 über in den Händen des Matsudaira Klans über 10 Generation. Während der Meji Zeit wurde sie dann dem Staat übergeben.

Die Stadt Matsue kämpfte lange, um für die Burg den Status als nationales Kulturgut anerkannt zu bekommen. Dazu musste man zunächst einen historischen Beweis für das Datum der Fertigstellung vorweisen können. Restaurierte Gebäude oder Burgteile sollten originalgetreu nachgebaut werden. Dies war für die Betreiber der Burg Matsue sehr schwer, da bisher keine Zeugnisse über die Fertigstellung der Burg erhalten waren. Erst 1937 fand man zwei Holzstücke mit Zeichen und einem Datum darauf, die kurz darauf verloren gingen. Dann, endlich 2012 konnten fand man die zwei Holzstücke wieder, die den unabdingbaren Beweis zur Fertigstellung der Burg aufzeigten. Es handelte sich dabei um zwei Talismane, auf denen ein Neujahrsgruß von 1611 stand. Mit diesen Fundstücken konnte die Burg zu den nationalen Erbe Japans als fünfte Burg 2015 aufgenommen werden.

In den ersten Stockwerken der Burg wurden wenige Fundstücke der Jahrhunderte repräsentiert. Interessanter dabei waren allerdings die vielen Holzsäulen, die sich durch die Stockwerke zogen. Man konnte dabei verschiedene Symbole in den Säulen erkennen, die die Arbeiter für die richtige Anordnung während des Baus benötigten. Während unserer Besichtigung zu den alten Materialien trafen wir wieder auf die Renter von der Kasse unten. Ein älterer Herr sprach gebrochen englisch und freute sich, als wir ihm das Buch der 100 schönsten Burgen Japans zeigten. Er selbst kam aus Beppu, Kyushu, das ebenfalls eine schöne Burg hatte und lud uns dorthin ein. Am Ende des Gespräches bedankte er sich auch noch bei uns, dass er sein Englisch bei uns trainieren konnte. Und da war es wieder. Das Japan, dass wir kennen und lieben gelernt haben.

Im obersten Stockwerk konnte man die Aussicht über die Stadt und den vernebelten See genießen 😉 Klar, das Wetter war nicht unbedingt super, dennoch konnten wir uns nun einen Überblick über Matsue machen. Die Hauptattraktionen befanden sich im nordöstlichen Teil der Stadt und lagen nahe an der Burg. Weitere Ausflüge außerhalb konnte man zu archäologischen Standorten per Bus erreichen, was für uns allerdings nicht im Zeitplan vorgesehen war.

Es dämmerte langsam und wir suchten anch einem Restaurant zum Abendessen. Wir kehrten in ein Sushirestaurant ein, das von einer Familie geführt wurde. Der Sushimeister, Opa der Familie, bereitete seit über 50 Jahren Sushi zu. Neugrierig wurden wir von ihm und seinem Sohn über unsere Reise und Erfahrungen gefragt. Der Sohn hatte fünf Jahre in der Schweiz gearbeitet, bis er zurück nach Japan kam und eine Familie gründete. Das jüngste Mitglied war übrigens erst ein halbes Jahr alt und wurde während unserer Gespräche liebvoll vom jungen Vater gehalten. Während unserer Gespräche zeigten wir das Goshuin-chou und das 100-Burgen-Buch stolz hervor. Der Sushimeister war so beeindruckt, dass er uns eine Teetasse auch Karatsu-Porzelan schenkte! Jetzt müssen wir gaaanz viel Acht auf unser Gepäck geben.

Während unserer Dialoge, reichte der Sushimeister uns immer wieder Nigiris verschiedener Fische und Meeresfrüchte rüber. Hier wurde nicht nach Karte bestellt, sondern einfach gegeben 😉 Ganz fantasisch schmeckte ein Tunfisch Nigiri, von einer speziellen Sorte. Er war sehr weich, fast buttrig im Geschmack und überaus köstlich. Leider haben wir den Namen vergesssen ….

Nachtisch am Abend. Jetzt ist der Geist dran!