Heute ging es für uns für einen Tagesausflug raus aus Kyoto. Von der JR Station fuhren viele JR Busse aufs Land, unter anderen in den beliebten Bambuswald. Dort wollte ich an dem Tag hin. Blöd nur, dass wir im falschen Bus saßen und dies erst zu spät merkten. Nicht schlimm, dachte ich und änderte spontan das Programm. Da auch das Umland viele Tempel zu bieten hatte, war dies für mich kein Problem.

Mit dem Bus fuhren wir bis zur Endstation im Nordwesten von Kyoto. Die Landschaft änderte sich, da wir an den Ausläufern des Berges Atago ankamen und es schnell gebirgig wurde. Auch Waldgebiet nahm zu, dazwischen vereinzelt kleine Ortschaften, die der Bus durchquerte. Die Enhaltestelle war ein großer Parkplatz mit zwei Restaurants, wovon nur eines geöffnet hatte. Wir aßen dort zunächst zu Mittag, bevor es zum Tempel Sekisui losging. Eigentlich war die Tempelanlage mit zwei Tempeln auf dem ganzen Berg verteilt, jedoch konnte man wegen Umbauarbeiten nur den unteren und ebengenannten Tempel besichtigen. Der war auch sehr wichtig, da dort ein nationaler Schatz entstanden ist.

Sekisui-in, Schreibstätte des ersten Mangas

Wir brauchten nur wenige Minuten, bis wir unser Ziel erreichten. Gegen eine Eintrittgebühr konnten wir das Gebäude betreten.

Entlang der Tempelmauer

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Es war weniger ein Tempel, als Teil eines Gebäudes. Mit Socken erreichten wir verschiedene Räume, die man teilweise betreten durfte. Der Weg führte über eine Brücke und durch einen japanischen Garten in das äußere Nebengebäude.

Dort wurden drei Schriftrollen ausgelegt. Die wichtigste Bildrolle, „Choju-Giga“ stammte aus dem 12. Jahrhunderte und zeigte anthrophomorphische Darstellungen von Tieren in Alltagsszenen. Diese Rolle galt als der erste Manga in Japan. Zwar war die originelle Schriftrolle im Museum ausgestellt, dennoch zeigte das Faksimilie schöne Szenen. In Kombination mit dem wunderbaren Ausblick in die Berge war es ein beeindruckender Moment. Zudem waren kaum Besucher da, was eine private Atmosphäre schaffte.

Auf dem Rückweg kamen wir wieder am japanischen Garten mit Teich vorbei und staunten über dessen Bewohner nicht schlecht. Neben Fischen waren auch graue Lurche drin, die sich quicklebendig hin und her bewegten. Es war echt schwer, ein gutes Foto von ihnen zu bekommen.

Ninnajo-Tempel

Nachdem wir den höchsten und weitesten Punkt für heute erreicht haben, fuhren wir nun die Stationen weiterer Tempel ab bis wir in Kyoto wieder angekommen sind. Der nächste war der Ninnajo-Tempel, an dessen Gelände auch der Omuro-Palast stand. Dies lag daran, dass Kaiser Uda im 9. Jahrhundert abdankte und erster Abt des Heiligtums wurde. Jedoch stammt die heute sichtbare Tempelanlage aus dem 17. Jahrhundert mit einer Pagode auf der anderen Seite der Anlage. Wir verzichteten diesmal aufs Eintrittgeld und spazierten über die Tempelanlage.

Rästelhafter Zen-Garten

Unsere nächste Station ging zum Ryoanji-Tempel an dem einer der bekanntesten Zen-Gärten Japans lag. Der äußere Gartenbereich war sehr abwechslungsreich gestaltet und mit verschiedenen Pflanzen angelegt. In der Mitte lag ein See mit einer Insel, auf die man über einer Steinbrücke gelangte. Man merkte, wie beliebt der Garten war, da viele Touristengruppen durch den Garten gingen.

Das Hauptstück des Gartens jedoch war den Zen-Garten, zu dem man über ein Holzgebäude gelangte. Auf der Veranda hatte man den besten Blick auf den Garten, der für uns zunächst schwer zu verstehen war. Der Garten umfasste die Maße 10×15 Meter und enthielt weißen, groben Kies und 15 Felsblöcke. Und da fing auch schon die größte Mystik an: über die Symbolik, Anordnung, ja Sinn konnte man bis heute nichts genaues sagen. Fakt ist, dass die Tempelanlage seit dem 15. Jahrhundert bestand und alle Aufzeichnungen über den Garten vermutlich während des Bürgerkriegen zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert verloren gingen. Heutzutage konnte man diverse Theorien nachverfolgen, wie die Anordnung nach Inseln, Tiersternzeichen oder auch Zahlensymbolik. Eine Antwort darauf wird man vermutlich nie bekommen. Zumindest galt dieser Zen-Garten als einer der typischsten Japans.

Auf dem Rückweg passierten wir ein kleines Becken, das leicht zu übersehen war. Besonders asiatische Touristen tummelten sich auf der Veranda dort, da es zwar Rund war, aber ein quadratisches Loch in der Mitte hatte und damit der Form einer alten chinesischen Münze ähnelte. Auf dem runden Becken waren Kanjis graviert, die übersetzt soviel hießen wie: „Nur ich weiß, dass ich zufrieden bin.“.

Gegen Abend erreichten wir schließlich unser Hotel und packten auch schon unsere Sachen zusammen. Morgen ging es mit dem Shinkasen weiter in Richtung Süden. Dabei konnten wir mit dem Hotelbesitzer glücklicherweise vereinbaren, dass wir unser Schwergepäck bei ihm ließen und es in zwei Wochen abholen würden. Seit Sendai hatte ich mir den Rücken verlegt oder falsch belastet und konnte mich vor Schmerzen und Verspannung kaum mehr bücken. Daher beschlossen wir, auf weniger Gepäck umzusteigen und den Rücken so gut es ging zu schonen. Zum Glück nahm das Hotel unser Gepäck für den Zeitraum entgegen.

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