Wie am Tag zuvor beschrieben, standen wir heute früh auf. Um 5 Uhr klingelte der Wecker, denn wir wollten noch vor dem Sonnenaufgang am Meer sein. Innerhalb von 10 Minuten waren wir am Strand und sahen auch einige Fischer. Auf was genau hier geangelt wurde, konnte mir Alfred leider nicht sagen. Und dann plötzlich verflogen die Wolken und der rote Feuerball erschien am Horizont. Es war ein magischer Moment für uns.
Nach wenigen Minuten war alles vorbei und der Tag begann. Auch unsere Reise ging weiter in den Südosten des Landes. Wir erreichten eine Zwischenstation, die ein Wasserfall war.
Am späten Vormittag erreichten wir die Stadt Utoro und strandeten erst mal bei einem Michi no Eki. An der Touristeninformation hörten wir von Bootsauflügen an der Küste Shiretokos, wobei die Touren bis zum Kap nur noch diesen Tag fuhren. Wir entschieden uns für eine Fahrt. Da uns etwas Zeit verblieb, fuhren wir zum Nationalpark-Informationszentrum, um uns für weitere Bergtouren zu informieren. Da der Nationalpark im Territorium der Bären liegt, bekamen wir eine kurze Einweisung über das Verhalten im Gebiet. Darüber hinaus sahen wir in einem Kalender wann und wo bisher Bären gesichtet wurden und wo die riskanten Stellen waren. Wir wollten auch noch zu Seen fahren, diese waren allerdings für die nächsten Tagen wegen Bärenwanderung geschlossen.
Eine Bootstour mit Aussicht
Wieder zurück im Hafen versuchten wir noch etwas zu Essen. Jedoch stellten wir fest, dass der Treffpunkt der Bootstour früher war als geplant. Also kein Essen und mit leeren Magen aufs Boot. Hier kam wieder die japanische Ordnung hervor, da zu Beginn alle Teilnehmen in einer Schlage standen und bei aufgerufenen Namen ihren Platz auf dem Boot auswählen durften. Wir entschieden uns übrigens vorne am Bug zu sitzen, um eine optimale Aussicht zu genießen.
Nachdem wir extra dicke Jacken bekamen, fuhr das Boot auch schon los.
Von Utoro ging es die Küste rauf bis zur äußersten Spitze. Die felsige und eingeschnittene Landschaft kombiniert mit den Herbstfarben der Bäume sah beeindruckend aus. Immer wieder versuchte ich einen Blick nach einen Bären zu erhaschen, konnte jedoch keinen sehen. An der Küste waren einige steile Buchten zu sehen, manchmal auch Höhlen. Wir fuhren in einige dieser ausgewaschenen Buchten und konnten für wenige Minuten die Felsen und Formen betrachten.
Das Boot fuhr immer wieder näher an Strände, die bei Bären beliebte Plätze waren. Als wir uns dem ersten Strand näherten, waren bis auf Wild und Adler keine Bären zu erkennen.
Wir wussten, dass man am Vormittag die besten Chancen auf Bärensicht hatte, dennoch investierten wir in diese Fahrt, in der Hoffnung vielleicht doch einen zu sehen. Das Boot peilte die nächste Bucht an. Und tatsächlich: zwischen den Felsen trottete ein dunkler Bär umher, auf der Suche nach etwas zu Essen. Er registrierte kurz unser Boot, merkte, dass es nichts interessantes mehr gab und verwand wieder zwischen den Felsen. Es war wahnsinnig beeindruckend, einen Bären in freier Wildbahn zu beobachten. Sein Fell war sehr dunkel, sodass man ihn von Boot fast übersehen hätte, und man ihn für einen Schatten gesehen hätte. Er bewegte sich flüssig und machte den Eindruck, dass er die Bucht bereits kannte, da er gezielt auf bestimmte Stellen zuging.
Nachdem er nicht mehr zu sehen war, fuhr das Boot wieder weiter an der Küste entlang. Wir waren mittlerweile eine gute Stunde auf dem Boot unterwegs und froren durch den Fahrtwind etwas. Für Fotografin Julia aber kein Grund die Kamera wegzulegen. Alfred meinte später, ich habe alles fotogarfiert was es gab. Auch das Boot selbst schwankte dank zunehmenden Wellengang stark, weshalb ich extrem froh um meinen leeren Magen war.
Ab der nördlichsten Spitze dreht das Boot um und fuhr über das Meer zurück. Laut Tourbeschreibung sollten bei guten Verhältnissen auch Delphine oder sogar Wale zu sehen sein. Leider zeigte sich an dem Tag kein Wassertier. Dafür fuhr das Boot wieder zurück zum ersten Strand und siehe da, es zeigten sich auch dort noch Bären.
Eine Bärenmutter streifte mit ihrem verspielten Kind umher. Das Kleine war unglaublich süß, da es immer wieder etwas zum spielen entdeckte und die Mutter ungeduldig warten ließ. Als sie das Boot entdeckte, wollten sich beide zunächst zwischen Steinen und einen Netzhaufen verstecken. Doch das Baby war einfach nicht zu bremsen und so dauert es nicht lange, bis das Kleine seine Nase in die Luft streckte und dann auch schon auf die Netzte kletterte. Schließlich gab die Mutter auf und lenkte ihre Route wieder zurück in die Berge.
Das war das Beste, was wir an Sightseeing mitnehmen konnten. Es war eine tolle Erfahrung die Tiere so nah und real sehen zu können. Für uns, unsere ersten Bären in der Wildnis und ein prägendes Erlebnis.
Später am Abend, nach dem Abendessen, fuhren wir mit dem Camper zu einen höher gelegenen Onsen. Wir wollten diesmal nicht baden gehen – noch nicht. Denn der Ort war auch gleichzeitig Beginn einer 9 stündigen Wanderung zum höchsten Berg im Nationalpark. Dreimal könnt ihr raten, was wir am nächsten Tag vor hatten 😉
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