Trotz des langen Tages in Akita und Kakunodate mussten wir auch schon unsere Sachen packen. Denn am nächsten Tag ging es für eine Übernachtung nach Akita. Da wir die Stadt bereits kannten, war unser Plan das Gepäck am bahnhofsnahen Hotel abzugeben und dann mit dem nächsten Zug weiter zu fahren. Unsere eigentlichen Ziele waren nämlich südlich von Akita.
Der morgen verhieß nichts Gutes, als wir im strömenden Regen die knapp 2 Kilometer mit Gepäck zum Bahnhof von Funekoshi liefen. Auch Akita war kein stückchen besser und hatte ebenfalls 15 Minuten Fußweg in sich. Um nicht komplett naß am neuen Hotel anzukommen, kauften wir uns wieder Regenschirme, denn in Japan gibt es nur die Kombination aus Wind UND Regen. Es half nichts, wir wurden richtig naß 😀 Da check-in erst ab Nachmittag möglich war, mussten wir die Tagesausflüge in feuchter/ nasser Kleidung in Kauf nehmen. Also große Rucksäcke an der Rezeption abgeben und wieder zurück zum Bahnhof hetzten.
Kein Glück in Sakata
Zumindest erreichten wir den Zug nach Sakata, der Stadt die nicht nur für ihre Sakebrauereien bekannt war, sondern in dessen Namen auch das Kanji-Zeichen für Sake stand. In der Localtrain versuchten wir uns einigermaßen zu trocknen, was nur halb funktionierte. Wenigstens fuhren wir aus der schlechten Wetterfront raus. Der Reiseführer lobte einen ganz bestimmten Tempel, in dem Überreste vergangener Priester aufbewahrt wurden. Die Sehenswürdigkeit hieß Kaikojio-Tempel. Für mich interessant genug zu sehen, wie in Japan wichtige oder heilige Reliquien aufbewahrt und vereht wurden. Zumal ich das bisher nur aus dem Christentum kannte.
Bereits am Bahnhof wurden wir mit einem Schilderwald dirverser Tempel überhäuft. Da wir nur den deutschen Namen und nicht die japanischen Zeichen kannten (blöd, denn es ist alles auf japansich geschrieben und nicht im westelichen Alphabeth) peilten wir zunächst die ungefähre Richtung an.
Nach ca. 30 Minuten Gehweg erreichten wir auch schon einen Hügel mit Park, der nicht nur das Ende der Stadt, sondern auch die Grenze zum Meer markierte. Auf dem Hügel selbst waren ebenfalls große Tempel zu besuchen, allerdings ohne große Schilder, dass es sich hier um den Kaikoji Tempel handelte. Außerdem: und das war enorm ärgerlich, waren alle Tempel an dem Tag auch noch geschlossen!
Wir suchten im Park einen Aussichtspunkt zum Meer. Der war durch Industrie und Fischerhafen leider nicht das Highlight der Stadt.
Also suchten wir zwischen dunklen Wolken und kaltem Wind nach weiteren Tempeln und fanden auch einige. Allerdings nicht, den den ich sehen wollte. Um die ganze Irrfahrt abzukürzen: es hatte nichts offen, wir hatten keine genauen Informationen und am Ende verwechselten wir den Kaikoji Tempel auch noch mit einen anderen. Da diese Sehenswürdigkeiten ganz Besonders waren, wollte ich unbedingt wieder vorbei kommen.
Tsuruoka
Nach einem süßen Brunch ging es dann wieder zurück zum Bahnhof und mit dem nächsten Zug nach Tsuruoka, südlich von Sakata und Akita. Wegen den Bummelzügen zog sich alles in den Nachmittag, wehalb uns wenig Zeit für die Stadtbesichtigung blieb. Unser erstes Ziel war es, einen Überblick über die Stadt und dem Busverkehr zu bekommen, da wir ein weiteres mal dorthin fahren wollten. Unser erster Host in Nikko, Yuichi, empfahl uns diese Stadt, da sie bekannt für einen Waldschrein war. Den wollten wir uns ebenfalls an einen gesonderten Tag anschauen.
Über die Touristeninfo, die mehr japanisch als englisch konnte, bekamen wir alle Highlights der Stadt auf einer Karte. Diese waren gut zu Fuß erreichbar und umfassten einen Park. Also nichts wie hin 🙂 Die Stadt selbst war wie Sakata nicht unbedingt der Burner. Man sah, dass vor vielen Jahren Geld in Fassaden und Promenaden investiert und diese seit dem nicht mehr gepflegt wurden.
Beim Schloßpark angekommen, staunten wir über die großen breiten Wege und der schönen Anlage die ein Gegenbild zu der Stadt darstellte. Über mehrere kleine Schreine ging es dann zum Shonai-Schrein, gespendet der Fürstenfamilie Sakai. Auch Burgresete waren hier und da zu sehen, allerdings sehr spärlich. Am Schrein konnte ich bei einem sehr freundlichen Priester mein Goushuincho mit einem mehrfarbigen Stempel bereichern.
Es dämmerte bereits, als wir den Rückweg antraten. Anstatt mit der Localtrain ging diesmal dafür mit dem Schnellzug direkt zurück nach Akita in unser Hotel. Dort mussten wir zunächst einchecken.
Lokale Spezialitäten
Doch damit nicht genug. Da wir am Tag zuvor das Ausgehviertel in Akita gesehen hatten, wollten wir dort unbedingt am gleichen Abend vorbei gehen. Nach dem verspäteten check-in ging es dann auch gleich los. Es war zwar unter der Woche, die Bars waren gut besetzt und die Restaurants gefüllt. Wir konnten uns anfangs nicht ganz entscheiden wohin wir gehen sollten. Eigentlich wollte ich wie in Sapporo dank Misa und Tomo in ein authentisches, lokales Restaurant gehen. Allerdings waren diese Speisekarten handschriftlich auf sehr komplizierten Zeichen geschrieben, weshalb wir nicht einmal die Spezialität des Restaurants erkennen konnten. Mitten auf der Straße wurde Alfred plötzlichen von einem Mann angesprochen, der mit seiner Frau gerade ein Restaurant verließ. Beide waren offensichtlich angetrunken, dennoch konnte sich ein Gespräch aufbauen. Wir führten etwas Smalltalk bis Alfred nach dem Restaurant fragte aus dem die beidem kamen. Sie empfahlen es uns wegen der regionalen Küche und dem sehr guten Sake, der dort ausgeschenkt wurde.
Das ließen wir uns nicht entgehen und traten ein. Das Lokal hatten gleich auf der rechten Seite zwei separate Räumen, in denen Gruppen von bis zu 8 Personen an einem Tisch sitzen konnten. Zum Betreten dieses Raumes musste natürlich die Schuhe ausgezogen werden. Alle Tische dort waren bereits besetzt, weshalb unser Blick in Richtung Bar vor uns auf der linken Seite wanderte. Die Barbesitzerin begrüßte und herzlich, eine älterere Dame und kleiner als Alfred 😉
Sie bot uns zwei Plätze an der Bar an, an der auch ein weiterer älterer Herr saß. Auch diese Speißekarte war auf japanisch, sogar die Kosten der Speißen mussten wir entziffern. Während wir über die Namen der Gerichte grübelten, sprach uns der Mann von der Seite an und empfahl uns gleich einen Sake, den wir auch gleich bestellten. Zu dem Sake stellte die Wirten zwei Schälchen mit Vorspeisen dazu. Der Herr erklärte uns, dass wenn wir sie annehmen würden, diese auch etwas kosteten. Wie viel konnte uns keiner sagen. Wir nahmen es dennoch an, um die kleinen Leckereien auszuprobieren. Ein Schälchen war mit grünen Pflanzen Halmen und grünen Knopsen gefüllt. Sie schmeckten neutral. Kaute man allerding zu lange darauf, zogen diese im Mund lange Fäden. Der Mann erklärte uns, dass diese Speise saisonale Waren sei, die in den Bergen gepflückt worden ist. Das zweite Schälchen war mit Fischeiern gefüllt, die Alfred aß. Er meinte, dass das die bisher leckersten Fischeier waren, die er bisher gegessen hatte.
Nach der kargen Vorspeise bestellten wir das beliebteste Geericht der Gäste. Es kam eine Hühnersuppe, in einem großen Keramiktopf, in der ebenfalls saisonales Gemüse war. Eigentlich fast genau wie bei uns. Die Wirtin war so nett und überreichte uns in kleinen Suppenschüsseln kleinere Portionen. Es war eine sehr leckere Hühnersuppe. Auch wenn wir etwas deftigeres uns erwartet hatten waren wir dennoch mit unserer Wahl zufrieden. Mittlerweile war auch unser Sakefläschen leer und wir redeten viel mit den Herrn an der Bar. Das Gespräch war ein Mix aus Englisch und japanisch und umso länger wir uns unterhielten, umso philosophischer wurde der Smalltalk. Bald erreichten wir einen Punt, an dem wir den Herrn nicht mehr verstanden, der auf bestimmte kulturelle Unterschiede zwischen reisenden Japanern und Deutschen diskutieren wollte. Also Gesprächsabbruch und eine weitere Runde Sake, die er uns ausgab. Als wir ihm ein Schälchen anbieten wollten, lehnte er ab: er durfte keinen Sake mehr trinken laut Arzt. Interessanterweise trafen wir immer wieder auf Japaner, die ab mittleren Alters keinen Alkohol mehr trinken durften. Lag es daran, dass Asiaten weniger vertrugen oder waren dies Einzelfälle?
Im Laufe des Abends wurden es immer weniger Gäste, bis wir als einzige ürbig blieb. Schnell aßen wir alles auf und verabschiedeten uns bei den Wirten. Die Frau war sehr gerührt von unseren japansich Kenntnissen und erzählte uns, dass sie in dem Lokal so etwas wie eine Mutter für die Gäste sei. Sie selbst habe keine Kinder. Mich erinnerte die Dame an Masako in Nikko.