Nachdem wir unseren Pflichtteil der Soghtseeingtour hinter uns hatten, ging es nun zurück zum Bahnhof. Mit dem nächsten Zug fuhren wir nach Kami-Suwa. Dieser Ort ist wegen seiner fünf Sakebrauereien bekannt, die alle am Ortszentrum liegen. Perfekt also zu Fuß erreichbar und das mit Hintergedanken. Bei der Touristeninformation erkundigten wir uns über eine Sake-Tour, von der ich gelesen habe. Wir kauften zu einem Fixpreis einen Sakebecher, mit einem passenden Sackerl und das ganz wichtige Stempelkärtchen. Wie überall in Japan musste natürlich jede Station abgestempelt werden. An jeder der Brauereien erwartet uns ab jetzt ein einzigartiges Sake-Tasting. Ausgerüstet mit einem einfachen Stadtplan ging es los!

Die erste Sakebrauerei ließ auch nicht lange auf sich warten. Nach wenigen Metern erreichten wir den Verkaufsladen. Drinnen wurden wir von zwei netten Damen begrüßt. Wir zeigten ihnen unsere Säckchen und wurden direkt an einen Tisch gebeten. Aus dem Kühlschrank wurden gleich fünf verschiedene Sakeflaschen herausgenommen und zunächst auf dem Tisch präsentiert. Alfred hatte gleich sein Notizbuch dabei und schrieb zunächst die Namen, dann unsere Geschmäcker zu den Sake auf. Uns wurde Runde für Runde eingeschenkt. Die Sake schmeckten in der Tat sehr Unterschiedlich, von lieblich zu herb, von fruchtig zu trocken. Nach jedem Schluck sagte jeder direkt, ob der Sake ihm schmeckte oder nicht. Zwischen den Tastings gingen wir durch den Raum, schauten uns die Sakeflaschen an, diskutierten über Preisvergleich. So kam es auch, dass wir zwei Pflaumenweine probierten, einen süßen, einen herben. Beide schmeckten sehr lecker und waren fruchtige Komponenten zum Sake.

Nach ca. 45 Minuten zogen wir zur nächste Brauerei, die nicht weit von der ersten entfernt war. Auf dem Weg diskutierten wir etwas lautstark über unsere Favoriten, zumindest drehte sich eine Dame auf dem Rad zu uns um und verzog das Gesicht. Anscheinend war das Saketasting im Sommer sehr beliebt und hinterließ Spuren bei den Bewohnern. Diese Reaktion ließ unserer guten Laune aber keinen Abbruch. Bereits etwas angeheitert, aber dennoch super glücklich. Bereits das erste Tasting überstieg unsere Erwartungen. Anfangs dachten wir noch, dass nur ein oder zwei Sakesorten pro Station probiert werden konnten. Und dann gleich über fünf! Gut, wir waren auch die einzigen Kunden zu dem Zeitpunkt.

Wir erreichten den nächsten Laden, der etwas größer war, als der erste. Eine junge Dame empfing uns und führte auch uns direkt zu einem Tisch mit einem Kühlschrank daneben. Nach dem Motto: help yourself, durften wir alle Flaschen ausprobieren und uns selbst sogar einschenken. Auch hier gingen wir nach System vor: zunächst fragten wir nach den Signifikantesten und teuersten Sorten. Nachdem diese probiert wurden, durfte sich jeder einen Wunschsake aussuchen. Immerhin wollten wir das Ende noch erleben 😉

Das Besondere hier war vor allem ein Sake mit Pilzen darin. Dieser hatte es mir sehr angetan, da der Sakegeschmack durch die Schwammerl sehr weich wurde. Auf meinen Wunsch öffneten wir eine hellblaue Flasche mit dickflüssigen Sake. Dieser war nicht klar, sondern von milchiger Konsistenz. Er schmeckte stark nach Alkohol und etwas süßlich. Auch wenn er nicht mein Liebslingssake wurde: interessant war es trotzdem. Nachdem wir den einen oder anderen Sake probiert hatten, traten wir wieder auf die Straße. Am Seiteneingang schöpften wir etwas Wasser zur Säuberung der Becher und für uns zum Trinken.

Ursprünglich wollten wir zwischen den Sakebrauereien weitere Tempel im Ort besichtigen, allerding verwarf ich diesen Gedanke bereits ab dem ersten Tasting.

Der nächste Laden war am weitesten vom Bahnhof entfernt. Das Tasting dort war sehr besonders. Über eine Tabelle konnte man die verschiedenen Lagerungen nachverfolgen. Der Sake schmeckte hier eher trockener und weniger süß. Mittlerweile gesellten sich weitere Sakte-Taster zu uns, die einer nach dem anderen etwas vom Alkohol probierten. Dennoch waren anscheinend wir die einzigen, die das Tasting an einem Tag durchzogen, da die anderen erst jetzt starteten.

Wir mussten uns beeilen: es war bereits  16 Uhr und die Läden schlossen alle in ca. einer Stunde. Die zwei weiteren Sakebrauerein probierten wir im Schnelllauf durch, wobei bei die Auswahl dort sehr gering war. Auf dem Weg zu unseren ersten Sakenbrauereien wählten wir unseren jeweiligen Lieblingssake aus und kauften in Windeseile unsere Flaschen ein.

Kurze Zeit später saßen wir auch schon im Zug zurück zu unseren Hostel in Matsumoto. Die Fahrt dauerte ewig, länger als ich sie in Erinnerung hatte. Alfred und ich kämpften gegen die Müdigkeit, um nicht die Station zu verpassen. Zum Glück lief alles gut.

Unsere Zugfahrt von Matsumoto nach Suwa

In Matsumoto angekommen, kamen wir auf unseren Weg zur Unterkunft bei einem empfohlenen Ramenrestaurant vorbei. Endlich ein guter Ramen für Nana!  Dieser war lecker und deftig – und genau das richtige gegen einen Kater, wie es sich am nächsten Morgen herausstellte.

Total überfüllt und mit vollem Bauch fielen wir ins Bett und schliefen bald ein. Was für ein ereignisreicher Tag das doch war.