Nach einer kalten und regnerischen Nacht im Auto kamen wir gleich in der Früh zur nächsten Station unserer Reise an. Am Tag davor buchten wir über die Touriinfo diese besondere Attraktion, die es übrigens überall in dieser Region gab: Water Rafting.
Zunächst wollten wir der Tour absagen. Wir waren super durchfroren und es regnete. Als wir jedoch an der Station zwei Stunden vor begin ankamen, wurden wir herzlich mit Kaffee und etwas zu knabbern empfangen. Einer der Guides meinte, dass es das perfekte Wetter sei, da man eh komplett nass werde. Also blieben wir und wärmten uns auf.
Wir kamen mit einigen Mitarbeitern ins Gespräch und bemerkten diese bunt gemischte Truppe aus Einheimischen und Australiern, bzw. Neuseeländern bestand. Einige kamen von der südwestlichen Küste Shikokus und erzählten uns Geschichten aus ihrem Fischerleben. Andere kamen nach Japan wegen der wenig überfüllten Touren. Nicht nur für Touristen, sondern auch für Guides waren die voll besetzten Boote einfach zu stressig.
Die Location war am Yoshino Fluss und hatte das Ambiente von einer Back-Packer-Gesellschaft. Neben einer großen Holzbar hingen hier und da ein paar Hängematten an den Holzpfeilern des Gebäudes. Die länglichen Seiten waren offen, aber es zog kein Wind durch und man hatte den direkten Ausblick auf den Yoshino Fluss. Reggae Musik, alle arbeiten langsamer und entspannter, jeder hatte ein Lächeln und wirkte ganz zufrieden. So langsam konnte ich mich aufwärmen und nahm die Atmosphäre gerne auf.
Die Water Rafting Tour
Neben uns beiden checkten später ein älterer Herr und eine junge Dame ein. Wie es sich herausstellte kamen beide aus England und waren Schwiegervater und -tochter. Grund der Reise war natürlich die Rugby-Weltmeisterschaft, wobei sie nicht gemeinsam anreisten. Der ältere Herr war mit einer Radlgruppe von England nach Japan unterwegs und erst vor wenigen Wochen auf der Insel angekommen. Wir waren zu viert im Boot unterwegs mit einem Guide aus Neuseeland. Marc hieß er.
Nach einer kurzen Einführung stiegen wir ins Boot und dann ging es auch schon los. Es war der absolute Wahnsinn. Zunächst saßen Alfred und ich hinten, was für den Anfang etwas leichter war. In den nächsten Minuten war viel Beinarbeit gefordert, da wir vom Rand des Bootes immer wieder in die Mitte springen mussten, um danach wieder aufzustehen. Unser Führer erzählte uns immer wieder etwas über die Natur, das Leben usw. An einer Stelle staunte er nicht schlecht, als er bemerkte, dass sich ein großer Felsbroken über Nacht vom Rand in die Mitte des Flusses bewegt hatte. Aber alles klein Problem, dann wird eben drum herum gefahren.
Wir fuhren immer wieder in eine Terasse herab und stießen mit der Bugkante in das das Wasser. Zwangsläufig wurden wir dabei nass, was aber mittlerweile nur nebensächlich war. Wir mussten uns auf die Strömung konzentrieren, um das Boot nicht zu kentern.
An einer stilleren Stelle hielt unser Guide direkt an einem großen Felsen an und lud uns ein, dort rauf zu klettern. An der Spitze angekommen konnten wir dann mit einem großen Sprung in Wasser fallen. Für mich natürlich der ultimative Adrenalinkick, da ja Höhe nicht mein Element war. Marc zählte immer die Sprünge von drei bis eins runter, was bei vielen sogar half. Doch ich brauchte ein paar Anläufe, um endlich aus den geschätzten drei Metern runter zu fallen. Was für ein Befreiungsschlag! Das Wasser war etwas kalt, doch dank des Neopreananzugs und doppelter Jacke ließ es sich gut aushalten.
Wieder zum Boot zurückgeschwommen, bekamen wir die Möglichkeit in ein kleines aufblasbares Kanuboot eine Stromschnelle runter zu paddeln. Anfangs musste das sehr lustig ausgesehen haben, da wir mit der Koordinierung etwas chaotisch waren. Doch dann kamen wir rein und konnten die Flussschneisen gut durchfahren. Danach wurde gewechselt. Nach 3 Stunden kamen wir wieder an unserem Ausgangpunkt zurück und wärmten uns mit Kakao auf.
Getrocknet und gestärkt ging es mit dem Auto Richtung Takamatsu.
Burg Marugame
Kein Tag ohne Burgenbesuch! Natürlich auch heute nicht, da wir einen Abstecher zur Burg Marugame westlich von Takamatsu machten. Die Burg lag mitten in der Stadt, die eher industriell war. Marugame war eine schöne Anlage in einem großen Burgpark. Am Anfgang der Anlage konnte man die derzeit überall zu bestaunenden Chrysanthemum Blumen sehen. Sie waren eine der Highlights der örtlichen Gartenkunstvereine, die weitere Bonsai Gewächse präsentierten. Wir wurden beim Eintreten herzlichen von einem Freiwilligen empfangen, der uns auch etwas über die Zucht der Bonsai auf japanisch erzählte. Leider konnten wir nicht alles verstehen, außer, dass es mehrere Jahre brauchte die Pflanzen in dieser Größe und Statur heranwachsen zu lassen.
Nach dem Burgbesuch kamen wir am Spätnachmittag wieder in Takamatsu an und gaben unser Mietauto wieder ab. Wir checkten alsdann im Hotel ein und genossen den restlichen Abend vor Ort.