Nachdem unser Miniprogramm zu Nagano an einem Tag abgeschlossen war, ging es heute mit dem Zug ins Hinterland der Stadt. Wir fuhren mit einer Privatlinie in die Berge. Unser Ziel: das letzte Japan-Tier auf unserer Checkliste zu fotographieren. Die Makkakenaffen. Und dafür fuhren wir nun mit einem teuren Bahnticket bis zur Endstation. Allerdings kamen wir nicht allzu weit. Nach der dritten Station im Panorama-Express-Zug blieb der Zug kurz nach der Abfahrt halb im Bahnhof, halb auf der Zugstrecke einfach liegen. Immer mehr Techniker, Schaffner und zuletzt der Zugfahrer selbst kamen zu den rechten äußeren Vorderrädern. Außenmaterial wurde abgetragen, telefoniert, diskutiert und fotographiert. Dennoch: zu guter Letzt fuhren wir nach 10 Minuten Warterei doch weiter. Einige Touristen, darunter auch ein englisches Pärchen waren zwar etwas erstaunt, doch beruhigt als der Zug anfuhr. Und allen war klar: wenn die Japaner ein Gefährt zur Weiterfahrt freigeben, ist es SAVE.
Die Engländer erzählten uns, dass sie wegen der Rugby-WM in Japan waren. Eingentlich wollten sie vor Ort Tickets für die Spiele kaufen, doch die waren viel zu überteuert. Ein Bekannter von Ihnen habe für vier Tickets um den 3. Platz über 1000 Pfund pro Karte ausgegeben und am Ende auch noch gefälschte Karten bekommen. Wir hörten immer wieder von enttäuschten Fans und überteuerten Preisen. Als wir ihnen unser Reiseziel für den Tag nannten, warnten sie uns, dass man seit Tagen keine Affen gesehen habe.
Leergeld bezahlt?
Wir wollten zum Snow-Monkey-Park in Yudanaka. Allerdings ist dies kein Zoo, sondern lediglich nur Futterstellen für die dort frei lebenden Affen. Es konnte also keiner so genau sagen, wann man wieder welche sehen kann. Wir fuhren dennoch die letzte Station an, in der Hoffnung vor Ort positivere Informationen zu bekommen. Direkt im Bahnhof gab es eine Touriinfo zum Park selbst, zu dem man noch mit dem Bus weiter fahren musste. Dort bestätigte man uns, dass seit Tagen keine Affen mehr zu sehen waren und auch nicht in der Früh des heutigen Tages. Enttäuscht zogen wir ab. Zwar gab es auf dieser Strecke eine weitere Sehenswürdigkeit, doch dafür müssten wir extra ein weiteres Ticket ziehen. Zumindest haben wir nicht den Parkeintritt bezahlt, dachte ich. Ist wohl etwas Leergeld.
Der Phönix an der Decke
Wir gelangten mit einer funktionieren Bahn an unseren nächsten Ort Obuse. Via Info und Stadtplan liefen wir zum Gashoin Tempel. Die Landwirtschaft hier war wie in Matsumoto auch Weinbau und Gemüseverkauf. Wir passierten einige Bauernhöfe und Landhäuser, alles aber in eher westlichem Baustil.
Schließlich erreichten wir den Ganshoin Tempel. Über das Haupttor und einige Treppenstufen gelangten wir zum Gebäude. Man konnte an den Busparkplätzen und den vielen Schuhfächern (Gebäude durften nur mit Socken betreten werden) dass die Location für die Masse ausgelegt war. Wir kamen genau richtig: es war nur eine Handvoll Besucher im Tempel.
Der Ganshoin Tempel ist nicht wegen seiner langen Geschichte oder eines Heiligtumes so bekannt. Nein, es handelt sich hier um eine Deckenbemalung von niemand geringerem als dem Künstler Hokusai. Auf seiner Reise nach den besten Aussichten auf den Fuji-san machte er auch einen Aufenthalt in Suwa. Euch dürfte die große Welle, eine Taifunwelle mit dem Fuji-san im Hintergrund, bekannt sein. Dieses Gemälde stammte auch aus seinem Pinsel und war eines der 36 der Bilderserie zum Fuji. Natürlich malte er sehr viel mehr und eben eines dieser Gemälde war hier zu sehen. Ich wurde ungeduldig. Wir zahlten schnell Eintritt, passierten zügig einen Infostand und da war es. Wir setzten uns auf einen der Bänke und starrten mit offenen Mund nach oben. Über uns starrte uns ein mächtiger Phönix entgegen. Seine langen Federn legten sich spiralförmig um ihr, in der Mitte ein großer Kopf mit einem noch größeren Auge. Zumindest bekam man den Eindruck davon. Tatsächlich war das Auge so gezeichnet, dass der Phönix einem aus jedem Winkel anstarrte. Das Gemälde wurde nicht in einem Stück gezeichnet, sondern entstand über kleine, quadratische Abschnitte, die später zusammengefügt wurden. Ein enormer Arbeitsaufwand und ein prächtiges Werk obendrein. Wir starrten das Gemälde eine ganze Weile an, bis wir von einer ankommenden Tourigruppe unterbrochen wurden. Auf dem Weg zurück zum Eingang sah ich, dass man einen kleinen Garten hinter dem Haus betreten konnte. Dies lud sich gut für weitere Fotos im japanischen Herbst ein!
Ein glücklicher Fund
Zum Garten passierten wir einen Friedhof, den ich genauer betrachten wollte. Während Alfred ein Foto von mir schoss, raschelte es im Gebüsch. Oh, das ist aber ein großer Vogel, dachte er sich. Wir brauchten beide einige Sekunden bis wir feststellten, dass dies kein Vogel sondern ein Affe war. Wenige Meter von uns entfernt knabberte ein Affe im Strauch die Früchte. Als er merkte, dass wir ihn bemerkt hatten, drehte er sich um und flüchtete langsam aber sicher in den Wald. Wir konnten unser Glück kaum glauben, da sah Alfred eine ganze Affenfamilie, bestehend aus Mutter, Vater und Kindern. Sie alle waren wegen der reifen Herbstfrüchte ins Tal gezogen und suchten auf dem Boden danach. Der absolute Hammer! Sprachlos standen wir auf dem Weg und beobachteten das bunte Treiben, bis sie wieder verschwanden.
Glücklich und mittlerweile hungrig setzten wir unseren Weg ins Ortszentrum fort. Für heute gab es keinen Ramen, sondern lokale Spezialitäten. Es gab handgemachte Soba-Nudeln mit regionalen frittierten Gemüse und Maroni-Reis. Ein wahres Schlaraffenland und richtig lecker!
Gesättigt ging es wieder zurück ins Hotel.
Ihr habt ja echt ein Glück dass ihr doch die Affen gefunden habt und dann sind die auch noch so nah ran gekommen! 😮
Und der Ausblick von den Restaurant ist ja ein Traum (das Essen natürlich auch :P)
Hihi, ja das war absolutes Glück. Wer hätte gedacht, dass sie sich hinter einem Tempel getümmelt haben? Danke, ja das Restaurant war richtig nice. Mit dem Ausblick (und wir waren die einzigen im Raum) war das Essen doppelt so lecker!