Ihr wisst ja bereits, dass wir in Hiroshima das 100-schönste-Burgen-Buch gekauft haben, indem man jede Station mit einem einzigartigen Stempel signieren konnte. Seit dem war das Sammelfieber bei uns ausgebrochen und wir versuchten natürlich so viele Burgen wie möglich zu besuchen. Natürlich will ich euch dabei nicht einfach nur Bilder der Burg präsentieren, sondern auch die Geschichte dahinter aufzeigen. Um nicht den Rahmen der täglichen Beiträge zu sprengen, werde ich daher eine neue Kategorien für Geschichte und Kultur anlegen. Die regulären Beiträge haben dafür unsere persönlichen Erlebnisse vor Ort im Fokus.

Unsere Reise mit dem Mietauto

Hier eine kleine Übersichtskarte zu unserer Fahrt mit dem Mietauto. Gestern abend noch sind wir ja bereits nach Imabari gefahren um heute die Burg zu besichtigen. Daraufhin verbringen wir den Tag in Matsuyama ehe wir in Richtung Ozu weiterfahren.

Tag 1 und 2 nach Ozu zu sehen. Zelte waren übernachtungen.

Die Burg Imabari

Wir erreichten die Stadt Imabari morgens pünktlich zur Burgeröffnung. Direkt vor der Burg gab es, übrigens wie an den meisten Burgen Japans, Gebührenpflichtige Parkplätze. Hier kostete die Stunde 100 Yen, was sehr moderat angelegt war. Über den Burggraben ging es dann auf den Burgberg. Oben angekommen erreichten wir die Burganlage, die einiges zu bieten hatte.

Über das Haupttor gelangte man auf das Burggelände, auf dem vier Schreine standen. Einer dieser Schreine war über einen Toritunnel erreichbar und war den Fuchsgottheiten gewidmet. Interssanterweise hielten diese eine Art Flamme in ihren Pfoten hielten. Bisher hatte ich so etwas noch nicht gesehen und bei Anfrage konnten mir die Mitarbeiter leider keine weiteren Angaben geben. Vielleicht ergibt sich später eine Gelegenheit.

Wir betraten die Burg. Das Museum zu der Burggeschichte erstreckte sich über fünf Stockwerke mit verschiedenen Ausstellungsstücken. Zusätzlich zeigte eine Sammlung naturkundlicher Gegenstände die Region vor. Am interessantesten waren Fundstücke eines Mammuts, dessen Knochen beim Netzfischen aus der Tiefe geholt wurden. Ebenfalls bemerkenswert war die ca. ein Meter lange Muschel, die auch ausgestellt wurde. Im sechsten Stocken bekamen wir einen schönen Ausblick auf die Kleinstadt Imabari und auch auf das Meer mit vielen kleinen Inseln. Wieder unten angekommen konnte man zwei weitere Stationen auf dem Burggelände besuchen.

Natürlich gab es an der Burg, wie an den Stationen Stempel, die man sammeln konnte und die wir mit Begeisterung auf den dafür ausgelegten Plan stempelten. Die zweite Station beinhaltete eine weitere Ausstellung von Keramikwaren und Samurairüstungen. Die dritte dagegen stellte die Burgmauern in ihrer Abwehrstellung dar. Dieser Teil wurde auch erst in den 80er Jahren fertig restauriert und war daher sehr einfach gestaltet.
Nachdem wir alle Stempel gesammelt hatten, bekamen wir sogar eine Postkarte geschenkt, die die Burg bei Nacht zeigte. Das Personal war sehr nett und freute sich über jede Unterhaltung.
Im Vergleich zu den anderen Burgen auf Shikokku, war Imabari eine der interessantesten und abwechslungsreichsten Burgen.

Überfahrt

Unsere nächste Station war Matsuyama, Shikokus größte Stadt. Sie war nicht nur wegen ihrer Größe, oder ihrer vielen Onsen unser Ziel, sondern auch wegen zwei Burgen. Auf dem Weg durchfuhren wir viele Pässe, entlang an Flüssen. Der Tag war wunderbar heiß, der Himmel klar. Fast zu schade, den halben Tag im Auto zu verbringen. Wir passierten den Tamagawa-ko und beobachteten einen Ruderwettbewerb. Vermutlich waren dies auch Vorbereitungen der japansichen Sportler auf die olympischen Spiele nächsten Jahres.

Nach etwas Fahrt wollte ich einen Blick auf das parallel liegende Gewässer werfen. Am nächst liegenden Aussichtspunkt hatten wir nicht nur einen Blick auf das Tal, sondern auch auf einen riesigen Staudamm. Dank einer Fotogalerie im Aussichtsturm konnten wir einige Daten zum Staudamm entnehmen. Der Damm wurde 1973 eingeweiht und ist 278 Meter hoch mit einer Deichhöhe von 87 Meter. Das war zumindest unsere Übersetztung, auch Google konnte keinen exakten Angaben machen. Dennoch: ein gewaltiger Anblick für uns.

Kurz vor Matsuyama passierten wir einen Berg, auf dem eine gewaltige Statue zu sehen war. Shikoku ist eine Pilgerinsel mit 88 Pilgerschreinen, von dennen wir praktischerweise einen besuchten. Wir sahen auf unseren Fahrten immer wieder Pilger an der Straße laufen, die in traditioneller weißer Bekleidung leicht zu erkennen waren.

Die Ruinen von Yuzuki

Wir erreichten zunächst die Yuzuki Burganlage, oder zumindest was von ihr übrig geblieben ist.  Ein Wassergraben umschloss das Gelände, wodurch es erst als Burggelände erkenntlich wurde. Der Park mit Aussichtsplattform war leicht erreichbar. Man bekam einen guten Überblick über die Stadt und hatte einen guten Blick auf die Matsuyama Burg, die sich auf auf einem großen Hügel über der Stadt erhob.
Leider konnten wir hier keine Reste einer Burg erkennen, weshalb wir wieder zum Parkeingang zurück gingen. Dort fanden wir nachgebaute Häuser aus der Samurai Zeit, sowie ein kleines Museum mit vielen Angestellten. Wir waren noch nicht einmal richtig eingetreten, schon kam uns die halbe Belegschaft entgegen und hieß uns Willkommen. Ein Mitarbeiter, der zwei Jahre in Hamburg lebte und von guten Erfahrungen in Deutschland erzählte gab uns eine kleine Führung. Dennoch wurde uns die Geschichte und die Verteidigung der Burg auf japanisch und englisch erzählt. Im Westen und Norden stehen viele Tempel in der Nähe, die zu Zeiten des Kono Klans gute Beziehungen hatten.

Dank dem Personal bekamen wir den Tipp, dass etwas außerhalb der Stadt auf Höhe eines Tempel ein kostenfreier Parkplatz war. Das war nicht ganz gewöhnlich, da man in japanischen Städten meist immer viel Geld für Parkplätze ausgab. Nachdem wir unser Auto dort abgestellt hatten, erkundeten wir die Stadt. Im Norden schloss sich der Onsenort Dogo an, den wir direkt passierten. Keine Frage, dorthin wollten wir am Abend gehen. Doch zunächst wendeten wir unser Augenmerk auf den 51. der 88 Pilgerstätten.

Ishiteji-Tempel

Südöstlich von Dogo lag der Ishiteji-Tempel, der uns bereits von dem Museumspersonal empfohlen wurde. Der Tempel wurde 728 vom Fürsten Ochi Tamazumi gegründet, doch nach einem verherenden Brand 1318, in der Kamakura-Epoche wiederaufgebaut. Seitdem hat er japanische und chinesische Stilelemente an den Gebäuden, die sich auch auf dem gesamten Tempelgelände bemerkbar machten. Bereits am Eingang erkannte man die Mischung aus chinesischen Statuen und japanischen Elementen. Der Tempelbereich war eine bunte Mischung aus beiden Kulturen und stellte abwechslungsreiche Aspekte sehr gut dar.

Burg Matsuyama

Nach dem Besuch des Tempels machten wir uns auf in die Innenstadt um die bereits aus der Ferne erkundete Burg zu besichtigen. Am Fuß des Burgberges spazierten wir in Richtung Burg. Der Park war schön großflächig angelegt und einige Schüler lagen auf der Wiese. Es war Nachmittag, als wir uns fragten wie lange eigentlich die Burg offen hatte. Schließlich schlossen die meisten Sehenswürdigkeiten zwischen fünf und sechs. Der große Turm hatte nur bis 16:30 Uhr offen. Gerade ist es… viertel vor vier. Der Weg dauerte laut Touriinfo 30 Minuten hoch zum Turm. Auf einen anderen Tag die Burgbesichtigung verschieben ging leider nicht, da wir in der Nacht weiter fuhren. Also sprinteten wir hoch, als ob wir auf der Flucht gewesen wären und erreichten die Burganlage nach gut 15 Minuten total verschwitzt und etwas gehetzt. Dennoch geschafft. Der Turm befand sich am Ende der Anlage, weshalb wir im Halblauf über die Anlage flitzten, vorbei an vielen Touristengruppen. Was mir auf Anhieb auffiel waren muslimischen Touristen, von denen ich bisher sehr wenige gesehen habe. Größere Städte, wie Hiroshima oder Kyoto warben mit vegetarischen oder auch muslim-freundlichen Gerichten. Matsuyama ist die größte Stadt auf Shikoku und beliebter Onsenort. Daher verwunderte es mich nicht, dass man sich hier gut und flexible auf spezielle Wünsche der Gäste einrichten konnte.

Wir erreichten hechelnd endlich den Turm und stellten vor Ort fest, dass das Gebäude eh bis fünf Uhr geöffnet hatte. Zumindest waren wir warm gelaufen und konnten ohne Müde die nächsten Stockwerke besteigen. Über steile Treppen besuchten wir die Etagen, die die Geschichte der Burg und erhaltene Gegenstände, wie Rüstung, Schwerter, Kimonos ausstellten. Neben der englischen Broschüre gab es allerdings auch hier weitere Beschreibungen zu den Gegenständen auf englisch.

Dogo Onsen

Unsere letzte Station war der Onsenort Dogo, wo auch unser Auto stand. Ein Bad, das hatten wir uns verdient! Wir gingen in einen öffentlichen Onsen, von denen es im Ort drei gab. Ein historischer, der gerade renoviert wurde, ein kleiner und ein neu renovierter großer. Wir entschieden uns für letzteren. Man konnte neben einem Bad auch Aufenthaltsräume im oberen Stockwerk buchen. Für uns zu teuer und zu wenig Zeit. Nach ausreichender Ruhe trafen wir uns im Eingangsbereich. Auf dem Weg zum Auto passierten wir das historische Onsengebäude Dogo, das unter einer Verkleindung war. Bis auf die Vorderseite. Dort standen viele Japaner mit gezückten Handys wartend und starrten auf die dunkle Front. Plötzlich erleucheten sich die Fenster, Musik ging an und ein Phönix flog von einer Seite des Gebäudes zur anderen. Immer mehr Personen waren darauf zu erkennen und so langsam erleutete mir, dass es sich um die Geschichte des Osenortes handeln könnte. Die Show war nach wenigen Minuten vorbei, aber ein schönes Highlight.

Der phönix als Symbol des historischen Dogo Onsen