Wir kamen am Toya-See Michi no Eki spät in der Nacht an und legten uns gleich schlafen. Am nächsten Tag ging es früh raus, denn es gab einiges zu besichtigen.

Der Toya See entstand durch einen Vulkanausbruch und wurde durch Regenwasser gespeist. In der Mitte erheben sich zwei große und vier kleine Inseln, die allerdings keine Vulkane, sondern nur Gestein sind. Am südlichen Teil vom Toya-See erhoben sich Usu Zan und Showa-shinzan, zwei heute noch aktive Vulkane und damit unser erstes Tagesziel. Mit dem Camper ging es den Berg rauf bis zur Seilbahn-Talstation. Auf dem gebührenpflichtigen Parkplatz konnte man den kleineren Berg, Showa-shinzan, direkt fotografieren. Eigentlich wollten wir von unten auch ein Foto machen, doch die ersten Touristenbusse waren bereits angekommen und eine Menge an chinesischen Touristen machte sich am Fotospot breit. Wir entschieden uns daher direkt die Seilbahn anzupeilen.

Auf dem Vulkan

An der Bergstation angekommen, hatte man einen guten Blick auf den Toya-See.

Der Vulkan Usu Zan war der bisher aktivste Vulkan. Seine Ausbrüche im letzten Jahrhundert wurden genau untersucht. Der letzte war übrigens 2015! In den 1970er Jahren war die Eruption so gewaltig, dass sich das Bergbild verändert hatte. Seitdem gab es kleinere Ausbrüche in kürzeren Abständen. Wir fühlten uns dennoch sicher, da bisher vor jedem Ausbruch kleine Erdbeben die Vorzeichen waren.

Von der Aussichtsplattform zum Toya-See konnte man zu einer weiteren am Kraterrand laufen. Die Aussicht war zwar gut, doch ich erkannte einen kleinen Wanderweg, der weiter entlang des Kraters führte.

Also ging es für uns die nächsten 30 Minuten einige hundert Treppenstufen hinunter. Von dort liefen eine gute Stunde bis zum südlichsten Aussichtspunkt auf den Krater.

Es hatte sich wahrlich gelohnt! Neben dem Hauptkrater konnte man weitere Öffnungen erkennen, aus denen es rauchte. Der Augenblick war eine Gef[hlsmischung aus dem Gefährlichen und der Faszination. An diesen Stellen die Aktivität eines Vulkanes mit eigenen Augen sehen zu können, machte mir bewusst, wie verletzlich wir eigentlich waren. Übrigens waren diese Rauchsäulen nicht nur auf der anderen Seite des Berges, sondern auch wenige Meter von uns entfernt. Auch dies zeigte, dass wir einige Meter direkt über heißer Gesteinsmasse standen.

Irgendwie etwas beängstigend – aber auch ziehmlich cool! Wie an jedem Aussichtspunkt in Japan gab es natürlich auch hier ein Toilettenhäuschen. Kurz bevor man rein ging, hingen an der Wand ca. 10 Schutzhelme. Man kann ja nie wissen. Wir traten den nun beschwerlichen Rückweg an und kamen nach einer knappen Stunde Treppensteigen endlich wieder am offiziellen Aussichtspunkt der Bergstation an. Verschwitzt nahmen wir die nächste Seilbahn runter und nahmen mit dem Auto Kurs auf unser nächstes Ziel, das ca. 25 km entfernt war.

Das Höllental

Es ging in das Jetsu Tal, besser bekannt als das Höllental. Die heißen Quellen, die teilweise zwischen 60 und 100 Crad Celsius hatten, gelangten in diesem Abschnitt an die Oberfläche und tauchten mit ihren Schwefeldämpfen die Gesteine in verschiedene Farben. Das Gebiet streckte sich über das Höllental, einem Fußbad und einem See oberhalb des Höllentals. In dem Gebiet waren auch viele Wanderwege angelegt. Am Eingang des Höllentals entstand ein Onsenparadies. Das Tal war auch bei vielen Touristentouren ein beliebter Anhaltspunkt, weshalb in regelmäßigen Abständen Gruppen zum Eingang des Tales liefen.

Wir parkten direkt an einem der Gebührenpflichtigen Parkplätze – auch um so nahe wie möglich am Tal zu sein. Über einen gepflasterten Vorplatz ging es dann los. Die Wege waren gut ausgebaut und Informationstafeln zeigten alle Besonderheiten über das Tal auf. Das schöne war, dass man bereits auf dem Vorplatz einen sehr guten Blick in das Tal hatte, wo es an vielen Stellen rauchte und zischte.

Ein Holzweg führte in das Tal hinein, vorbei an Schwefeldämpfen und auch an einem kleinen Schrein. Immer wieder gluckerte es unter oder neben dem Weg. Obwohl es an dem Tag um die 18 Grad Celsius Lufttemperatur hatte, konnte man in der Oberfläche des ausgetretenen Wassers Verdunstungen erkennen. Es musste also schon sehr heiß gewesen sein. Das schwefelhaltige Wasser färbte auch das Gestein in den Bachbecken in einer Farbe, die zum Beispiel gelb oder rot war. Während man sich immer tiefer in das Tal bewegte, merkte man, dass man auf einem Dampfkessel stand, der von allen Seiten brodelte.

Mich beeidruckten die unterschiedlichen Farbspiele, in denen das Tal gefärbt war. Die gelblich-grünen Farbpigmente auf der rot-braunen Erde sah in der Natur genauso schön wie auf den Fotos aus.

Wir liefen einen kleinen Rundweg, vorbei an chinesischen Touristen, wieder zurück zu unserem Auto und fuhren den höhergelegenen See an.

Der Oyunuma See war ebenfalls ein Schwefelsee, mit einem Zufluss von Süßwasser. Die unterschiedlichen chemischen Zusammensetzungen konnte man durch die klare Trennung dieser Flüssigkeiten erkennen. An manchen Stellen war das Wasser so heiß, dass es an einigen Stellen sogar kochte. Überhaupt dampfte und brodelte der ganze See und zog dicke Dämpfe über sich her. Neben dem Oyunuma See lag auch ein kleiner See gegenüber, den man ebenfalls besichtigen konnte. Mit seinen Schäumungen am Ufer, die in gräulicher Farbe angeschwemmt wurden, sah dieses Gewässer sehr mystisch aus. Auch hier roch es nach faulen Eiern.

Wild auf der Straße

Wir setzten unseren Weg fort und erreichten ein Wunschziel von Alfred. Auf dem Weg dorthin begegneten wir erneut Wild auf der Fahrbahn. Wie bereits im Osten der Insel war auch hier viel Wild nachts und tagsüber unterwegs. Auf unseren Fahrten zählte ich insgesamt 13 Rehe und 6 Füchse, die entweder direkt am Straßenrad saßen bzw. aßen oder die Straße überqueren wollten. Man musste schon ein gutes Auge in der Nacht haben und sehr wachsam sein. Dieses Exemplar war übrigens ein Hirsch mit großem Geweih. Glücklicherweise blieb er einfach nur am Straßenrad stehen und schaute uns beim Vorbeifahren zu.

Was für ein Geweih. Zum Glück war stand der Hirsch ruhig an der Straße.

Der mystische See

Der Kuttara See sah in seiner gleichmäßigen Runden Form schon auf der Karte sehr schön aus. Da er einen Katzensprung mit dem Auto entfernt war, wurde er unser letzter Halt bevor es wieder zum Toya See zurück ging. Als wir den See erreichten, lagen bereits die Wolken tief in den umliegenden Bergen und versperrten die Sicht auf ein Panorama. Für uns war das allerdings nicht tragisch. Der urige Anblick mit der kreisrunden Form und den kleinen Waldstücken luden dennoch zu einer längeren Rast ein – zumal man hier auch etwas abseits des Tourismus lag. Ein bereits geschlossener Bootsverleih ließ aber darauf vermuten, dass der See im Sommer gut besucht war. Wir warfen unseren Campingkocher an und kochten uns eine Tütensuppe, die wir mit dem schönen Ausblick genossen.

Suppe geht immer!

Am Toyasee hielten wir zur Dämmerung kurz für ein paar Fotos an. Wir waren mittlerweile am Ende unserer Campingreise angekommen und passierten in der Nacht den See, um ein gutes Stück Rückfahrt vorweg zu nehmen.