Die Nacht im Bus war kurz. Natürlich konnte man wenig schlafen – dennoch war es die günstigste und effektivste Möglichkeit, um an unser Ziel zu kommen: Dem Towada See. Die Verbindung dazu stellte sich als ein echter Krimi heraus, da wir zunächst zur Hafenstadt Hachinohne kommen mussten und danach mit dem Bus weiter zum See fuhren. Die letzte Busabfahrt war allerdings bereits gegn 13 Uhr. Um von Tokio in den Norden von Honshu zu gelanden, konnte man mit dem Zug oder Bus fahren. Die erste Möglichkeit war über 100 Euro teuerer als der Bus und damit aus unserem Budget.

Alfred hat die Busfahrt via GPS getrackt. Die Strecke war 648 km lang.

Hachinohe – Hafenstadt am Meer

Nach gefühlt zwei Stunden schlafen war es plötzlich soweit: Das Licht im Bus ging an, wenige Worte des Busfahrers und kurze Zeit später waren wir auch schon in einem leeren Busbahnhof mitten im Niergendwo. Es war 5:30 am Morgen. Direkt neben uns ein Markt, auf dem drei, vier Bauern Gemüse und Fischer ihren Fisch verkauften. Alfred ging los und suchte nach Karten und Orientierungspunkte während ich auf unser Zeug aufpasste. Wir brauchten weitere 1 1/2 Stunden um unser Gepäck in ein Schließfach zu verstauen und einen der nun fahrenden Busse ins Stadtzentrum zu nehmen. Unsere Mission: KAFFEE!!! Und jedes Cafe, das wir aufsuchten war noch geschlossen. Halb wach ging es durch eine Stadt, die viel Verkehr, aber wenig Menschen auf den Straßen hatte. Mittlerweile verstanden wir auch, dass eine Zuglinie durch Hachinohe fuhr und anhand von Infotafeln fanden wir heraus, dass Sonntags Markt war. In der Hoffnung dort auf etwas Koffeinhaltiges und Frühstück zu stoßen machten wir uns auf den Weg. Wir erreichten den Markt an der Hafenkante, als dieser bereits zu Ende war und konnten noch schnell das begehrte Heißgetränk, sowie süßes Hähnchen und gefüllte Reisbälle erhaschen.

Gestärkt erkundeten wir den Hafen, wobei wir mehrmals von Fischern oder älteren Leuten angesprochen wurden. Wir erreichten eine Parkanlage, auf der ein Aussichtsturm stand. Nach erkunden des Panoramas, ging es auch schon zurück zum Busbahnhof. Wir wollten dort zu Mittag essen und uns bei der Touristeninfo informieren, bevor wir den letzten Bus nahmen. Der Ticketkauf beim Bus ist anders als in Deutschlad. Man zieht beim Einstieg ein Ticket und bezahlt beim Aussteigen.

Die Fahrt zum Towada See

Der Busfahrer war sehr nett und er packte unsere schweren Rucksäcke selbst in ein Gepäckabteil. Wir erzählten ihm unser Reiseziel, welches die Endstation war. Es waren nur wenige Mitfahrer dabei und so konnten wir unsere Sitze weit nach hinten lehnen und gemütlich einschlafen. An der Station Towada City hielt der Bus ebenfalls an und der Busfahrer kam plötzlich zu uns nach hinten. Er erklärte uns, dass wir am Ziel seien, was für mich keinen Sinn ergab da kein See zu sehen war. Alfred erklärte ihm dass wir wirklich bis zum Schluss im Bus bleiben mussten, wodurch sich der Busfahrer mehrfach entschuldigte. Von Station zu Station wurden es immer weniger, bis wir schließlich alleine Bus waren.

Die ersten Anzeichen, dass der See in der Nähe war, waren die vielen kleinen und großen Wasserfälle, die alle 10 Meter neben dem Bus erschienen. Ein kleiner Spazierweg frührte zwischen Straße und Wasserfällen entlang. Für uns stand bereits fest: da müssen wir noch spazieren gehen 🙂 Also, macht euch für weitere Wasserfälle bereit 😀 😀

Als der Bus den See erreichte, wirkte er für mich viel größer, als auf den Fotos. Gewaltig!
An der Stelle des Sees war ursprünglich ein Vulkan gewesen, der sind sich zusammen viel. Die Caldera stellte den heutigen See dar. Auch in der japanischen Sagenwelt stellt der Towada See eine wichtige Rolle dar.

Laut der Wegbeschreibung war unsere neue Unterkunft einige Gehminuten von der Busstation entfernt. Obwohl wir den Namen kannten, irrten wir uns in zwei Hostels. „Towada Hostel“ hörte sich fast überall gleich an.

Der Towada See. Beliebter Ausflugspunkt für Japaner und wichtiger religiöser Ort.

Das Towada Hostel – viel Platz für wenig Geld

Endlich erreichten wir unser Ziel. Doch anders als in Hotels gab es hier keinen Empfang und keine Begrüßung. Das Hostel leitet ein 71 Jähriger allein und hat einen weiteren Job. Dies wurde allerdings zuvor komminiziert. Schlüssel lagen bereit und die Check-In Papiere zum selbst ausfüllen. Keiner war da. Die Ruhe störte mich persönlich nicht, da ich eh müde von dem anstrengenden Tag war. Wir hatten ein acht-Bett Zimmer für uns alleine – die ganze Woche! Danach war die Müdigkeit auch weg. Wie kleine Kinder schauten wir in alle Zimmer, rannten die Flure auf und ab. Das Haus ist sehr alt und an manchen Stellen ist der Holzboden auch schon sehr morsch. Da es keine Angestellten gab, war das Haus auch nicht der sauberste Fleck auf der Welt. Dennoch war der Preis unschlagbar gut und darüber hinaus bot der Host essen for free und kostenlosen Verleih von Fahrräder, E-Bikes und Mopeds.

Nachdem wir unsere Sachen abgelegt und veräumt hatten, besuchten wir den kleinen Ort, der aus vielen Hotels / Hostels, einer Seeprominade, einer Touristeninformation und wenigen Restaurants bestand. Über die Touristeniformation wurden uns einige Wanderstrecken aufgezeigt, die alle aber in den Bergen und damit zunächst aushalb unserer Reichweite lagen. Man konnte diese mit den Bus zwar anfahren, musste sich jedoch an den knappen Zeitplan halten und teure Tickets bezahlen.

Unser Hostel verfügte über vergünstigte Karten für ein Onsen eines nahe gelegenen Hotels. Wir nutzten die Gelegenheit und entspannten uns für den Rest des Abends im Hotel. Die Bäder waren sehr groß und boten neben kleinen Wasserfällen auch ein Whirlpoolbecken an. Suuuuper entspanndend. Danach blieben wir in einem der Restaurants und aßen Ramen mit Teigtaschen. Ein toller Abschluss für einen anstrengenden Tag.