Bevor es für uns weiter ins Landesinnere ging, wollten wir an der Küste ein Highlight unbedingt mitnehmen. Und was eignete sich besser dazu als noch einen Abstecher in Kobe zu machen?

Kobebeef in Kobe

In Sendai empfahl uns Erik aus Münster das Kobefleisch Mittags zu essen, da dann die Preise noch human wären. Wir kamen also in Kobe früh an und bekamen an der Touriinfo sogar einen Stadtplan mit verzeichneten Kobefbeef-Restaurants, sowie Preise und Öffnungszeiten. Endlich ein gscheider Plan! Mit der Metro fuhren wir in das Stadtzentrum und trafen dort sogar auf freiwillige Helfer zur Orientierung. Dies waren meist Rentner, die gut englisch konnten, und gerne Touristen den Weg zum Ziel zeigten. Zunächst dachte ich, das wäre der perfekte Ansprechpartner, doch als Alfred nach seiner persönlichen Empfehlung fragte, nannte der ältere Herr ein Restaurant, vor dem oftmals im Internet gewarnt wurde. Wir entschieden lieber auf eigene Faust in das Restaurant-Viertel zu gehen und selbst bestimmte Restaurants raus zu suchen.

Vorweg: es gab tatsächlich sehr günstige  Kobe-Beef-Menus. Doch wir wollten eigentlich in der Mittelklasse essen, um eine Vorstellung von der richtig teuren Preiskategorie zu bekommen.

In einer Seitenstraße entschieden wir uns schließlich für ein kleines Restaurant, das im Keller ansässig war. Es begrüßte uns ein kleiner Koch in einer kleinen Stube, die für gerade mal 6 Personen ausgelegt war. Perfekt für uns! Die Sitzplätze waren direkt an der großen Herdplatte angelegt, sodass man dem Koch nicht nur bei seinem Handwerk zuschauen konnte, sondern auch direkt das Essen überreicht bekam. Der Koch war hier mehrere Dienste in einer Person: Kassierer, Kellner, Entertainer und natürlich Koch.

Nach einer kleinen Sakeeinführung bestellten wir einen für uns als Aperativ. Eine taiwanesische Familie trat ein und nahm schräg gegenüber von uns Platz. Was mir im Lauf des Tages auffiel: Alle saßen vor ihren Handys und spielten irgendwelche Spiele und chatten mit Freunden. Der Koch selbst erklärte sehr viel über das Fleisch und wie man es zubereitet. Ab und an gab es ein kurzes Aufschauen und ein abnicken. Für uns war dieses Verhalten eher befremdlich, da wir die Lokalität in vollen Zügen genießen wollten. Der Koch konnte übrigens fünf Sprachen sprechen.

In unserer Bestellung waren Vorspeisen und Gemüse inklusive. Wir wählten zwei 120 Gramm Stücke, ein etwas teureres und ein günstigeres. Zunächst bekamen wir zum Sake etwas zu knabbern, was frittierter Scheibenknobi war. Danach kam Salat, während die Familie ihre Stücke auswählte. Sie bestellten mehr, aber wir vermuteten in der günstigeren Preiskategorie. Nach dem Salat wurde uns eine Suppe serviert. In dieser Zeit schnitt der Meister die Stücke, auf das Gramm genau herunter und präsentierte diese uns. Dafür gab es natürlich ein kleines Foto.

Dann brat er das erste Stück kurz an einer Seite an, schob es bei Seite und widmete sich den Stücken der Familie. Danach wechselte er wieder unseres auf der rohen Seite, schnitt schnell alles in kleine Stücke und überreichte diese uns mit Reis. Man isst übrigens das Fleisch auf dem Reis, damit der Saft in den Reis fließt. Es schmeckte unfassbar zart und vollmundig. Zwar war es mit Fett durchzogen, was ich eigentlich nicht so gerne mag, aber hier war der Geschmack im Fleisch und Fett ausgeglichen und perfekt vollendet als Stück. Ich fühlte mich tatsächlich etwas im Himmel.

Nach etwas Abstand und neutralen Reis bekamen wir das teuerere Stück, das etwas fettiger war, aber vom Geschmack nahezu identisch. Ich flog ein Stückchen weiter in den Himmel ein 😀  Abschließend wurden uns in dem Restfett ausgebratenes Gemüse überreicht, wo man tatsächlich das Fleisch etwas raus schmeckte. Mit einer abschließenden Sakerunde waren wir nicht nur überglücklich satt, sondern auch sehr im Frieden mit der Welt. Nach dem Essen und nachdem auch die taiwanisische Familie gegangen ist, fragte uns der Koch vorsichtig ob das Essen gut war. Wir hatten während des Essens kaum ein Wort mit ihm gewechselt und er wurde dadurch unsicher. Er verglich uns allerdings auch mit italienischen Gästen, die anscheinend jeden Biss der Welt mitgeteilt haben. Wir mussten ihm zunächst erklären, dass wir etwas lieber im Stillen genießen wollten, als viel zu reden. Seine Beruhigung konnte man tatsächlich anmerken.

Wieder auf der Straße unterhielten wir uns bis zu unserer nächsten Station über das Rind und den Geschmack. Er war unverkennbar gut und das Essen erzeugte eine angenehm friedliche Atmosphäre.

Kobe-Gesicht von Julia

Burg Akashi

Auf dem Weg zu unserem Endpunkt lag die Akashi Burg, die natürlich zu den 100-schönsten-Burgen Japans gehörte. Bereits vom Bahnhof konnte man eine große Steinmauer mit weißen Wachtürmen erkennen. Voller Vorfreude kamen wir auf dem Burggelände an, erklammen die Stufen und stellten oben voller Ernüchterung fest, dass es nur einen großen Garten mit dem Mauern und einen Begehbaren kleinen Wachturm gab.

Die Geschichte der Burg Akashi war eine Leidensgeschichte: bereits nach mehreren Erdbeben musste innerhalb weniger Jahre die Mauer immer wieder neu aufgebaut werden, bis die Baumeister neue Aufträge in anderen Städten bekamen. Halbfertig entschied ein neues Gesetz 1619 über die weitere Zukunft der Burg: pro Clan eine Burg. Dies bedeutete, dass fortan Material aus der Fushimi Burg bei Kyoto und Miki Burg in der Region Akashi auf diese Anlage getragen wurde. Die Überreste stammten also von Burgen aus der Region, die einzig für diesen neuen Sitz abgetragen wurden.

Der Bau der Akashi Burg wurde jedoch nie vollendet.

Wir ruhten uns im Park etwas aus, besichtigen den kleinen Wachturm und schlenderten danach zurück zum Bahnhof.

Besuch aus Deutschland

Am frühen Abend erreichten wir Kyoto und checkten im Hostel ein. Wir fuhren danach wieder mit dem Bus zurück zum Bahnhof, um unseren Besuch aus Deutschland empfangen zu können. Doch der Bahnhof war zu groß, etwas überfüllt und der Treffpunkt von mir sehr unglücklich gewählt. Wir entschieden uns daher wieder zum Hostel zurück zu fahren, da ich natürlich mein Handy dort vergessen hatte. Kaum machten wir die Türe auf, stürmte sie uns entgegen, Augen etwas feucht vor Sorge: Nana war in Japan. „Wo wart ihr nur?!“  Es dauerte einige Minuten, bis wir uns alle Sammeln konnten und über unsere Erlebnisse erzählten. Zwischendurch wurden die Sätze mit einem Gruppenkuscheln unterbrochen. Nach dem erfreulichen Wiedersehen brummte uns allen der Magen und wir brachen auf zum nächsten Ramenrestaurant. Zunächst wollten wir in jenes Ramenrestaurant, das wir bereits von unseren letzten Kyotoaufenthalt kannten. Doch nach ausgiebiger Suche fanden wir es einfach nicht mehr. Zum Glück fanden wir schnell eine Alternative, in die wir einkehren konnten.

Wieder vereint!

Bild 1 von 2

Nach einem großen Ramen ging es für uns alle drei wieder zurück ins Hostel und ins Bett.

2 thoughts on “Ein Gaumenschmaus und ein Besuch aus Deutschland

  1. Nana says:

    Dein Genießer Gesicht sagt einfach alles über das Essen im Kobe aus :’D <3

    1. Julia Vollweiler says:

      Es war unbeschreiblich 😀

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