Für heute ging es in der Früh zum Busbahnhof, der auch direkt neben der JR-Station lag. Wir waren heute Teil einer Tagesbusreise, da es tief in die Berge ging. Wir hatten für heute das rundum-sorglos-Paket gebucht, Busfahrt zu den Hauptattraktionen mit Mittagessen und Rückfahrt. Das Wetter an dem heutigen Tag sah eh nicht vielversprechend aus, weshalb wir sehr froh waren im warmen zu sitzen.

Nordwestlich von Takayama liegen Dörfer mit Unesco Weltkultur Erbe Status. Die Häuser haben eine einzigartige Dachkonstruktion, die Gassho-Zukuri heißt. Übersetzt: gefaltete Hände. Dies liegt daran, dass die Form so spitz wie ineinander gefaltete Hände sind und diese soll im Winter den Schnee schnellstmöglich von den Haus runter rutschen lassen. Wegen seiner Spitzen Form haben daher die Häuser mehrere Stockwerke. Über die Feuerstelle zieht der Rauch zwar durch die Stockwerke, hielt allerdings die Insektion vom Storhdach fern. Die Hausdächer bestehen aus Stroh, verdammt viel Stroh. Die Deckung eines normalen Hausdaches kostet ca. 20 Millionen Yen und dauert ca. einen Monat. Die meisten Kosten übernimmt dabei der Staat. Viele Häuser sind nach wie vor bewohnt und da man heutzutage nicht mehr mit Feuer heitzt, muss auch das Dach öfters ausgetauscht werden, als früher. Früher waren es ca alle 80 Jahre. Mittlerweile werden die Dächer nach 30 bis 40 Jahren gewechselt.

Allein die Busfahrt war spektakulär, da der Expressway sich durch das Gebirge zog und nach jedem Tunnel sich ein fantastische Blick ins Tal eröffnete. Leider waren die meisten Momente viel zu kurz da wir wieder im nächsten Tunnel waren. Der längste Tunnel war übrigens ca. 11 km lang.

Gokayama, erster Halt

Unsere erste Station war das Dorf Gokayama, in dem es nur neun Häuser dieses Baustils gab. Der Busparkplatz lag etwas höher vom Dorf, weshalb wir einen größeren Spaziergang zur Dorfbesichtigung vornahmen. Es ist schon eine Wucht, wie dick diese Strohdächer sind. Bei denen, die öffentlich zugänglich waren, trat ich etwas näher heran. Leider spielte das Wetter so gar nicht mit, es fing immer wieder zu regnen an. Für uns etwas ungünstig, da wir unsere letzten Regenschirme in Osaka vergessen hatten und seit dem keine mehr nachgekauft haben. Zum Glück kam unsere Reiseführerin zur Hilfe und trieb einen für uns auf. Wir ernteten neidische Blicke der anderen Bustouristen, die im Nassen weiter laufen mussten. Wir hatten übrigens Glück mit der Bustour, die nicht überfüllt war. Bis auf eine kleine Gruppe Australier, waren wir die einzigen Ausländer im Bus. Die Mehrheit war japanisch, was bedeutete, dass wir unsere eigene englischsprachige Reiseführerin bekamen. Sie kümmerte sich sehr um unser Wohlbefinden, daher auch der Regenschirm.

Wir spazierten unsere Runde im Dorf, das fast nur aus Touristen bestand und kehrten schließlich zum Bus zurück. Mittlerweile wurde es auch etwas frisch.

Nachdem wir den höchsten Punkt angefahren hatten, ging es nun zum Mittagessen in der Nähe von Shirakawago, dem bekanntesten Dorf. Es hat nicht nur die meisten Gassho-Zukuri-Häuser, sondern auch die größten. Wie wir bereits in Kanazawa gelernt hatten, war Schießpulver ein wichtiges gut. Das Dorf war eine der Produktionsstätten hierfür, welches seine Güter nach Kanazawa lieferte.

Unsere Reiseführering bot uns an, direkt nach dem Essen zum Dorf zu laufen und uns dort umzusehen. Ihr Tipp: schaut euch nur eins dieser Häuser an, da innen alle gleich aussehen. Es wurden auch Eintrittsgelder verlangt, daher machte ihr Ratschlag durchaus Sinn.

Mittagessen mit Ausblick zum Unesco Welterbe

Wir bekamen ein traditionelles Mittagessen. Fisch mit eigelegtem Gemüse und einer regionalen Spezialität. Diese bestand aus einer kräftig schmeckenden Misopaste, die auf einem Topf mit Tofu erwärmt wurde. Das Essen füllte einen sehr schnell, da auch Reis serviert wurde. Mit den Australiern unterhielten wir uns über die erstaunlich kurzen Flugzeiten zwischen den Ländern und auch China. Die Touristen kamen ursprünglich aus einer Provinz, welche genau habe ich nicht verstanden.

Shirakawago

Wir erkundeten damit das Dorf Shirakawago. Die massive Dachkonstuktion war sehr gut erkennbar und sah beeindruckend aus. Zwischen den massiven Hausdächern konnte man auch vereinzelt normale Häuser erkennen. Wir entschieden uns das größte Haus im Ort anzuschauen. Tatsächlich war im Haus wenig über das Alltagsleben ausgestellt. Im ersten Stock dagegen, bemerkte Alfred die Dachkostruktion. Neben massiven Holzbalken waren auch viele kleine zusammen gebunden und als kleinere Balken genutzt. Ich erinnerte mich an ein Graffiti in Hiroshima, das auf einer dreckigen Hauswand gesprayt war: good enough side.

Neben Werkzeugen konnten wir auch die Luke zur Feuerstelle im Erdgeschoss erkennen. Hier, direkt unter dem Dach wurde im Rauch natürlich Fisch und Fleisch geräuchert. Das Familienleben spielte sich nur im Erdgeschoss ab. Wieder draußen angekommen schlenderten wir an einem Bach entlang. Am Bach versammelten sich einige Touristen und zeigten ins Wasser. Dort schwammen doch tatsächlich Wildlache gegen die Strömung, bereit zum Ableichen. Ich war sehr erstaunt darüber, dass diese Fische es ausgerechnet in die Region von Takayama getrieben hat.

Unsere letzte halbe Stunde verbachten wir im Freilichtmuseum, das über Kultur und Dorfleben informierte. Besonders die Reisernte war hier sehr wichtig, wobei die Reisfelder immer noch von Menschenhand bestellt wurden. Ein enormer Arbeitsaufwand. Auch nachgebaute Häuser konnte man von außen, wie innen betrachten. Draußen nutzten wir eine Regenpause für ein paar Fotos 🙂

Wieder in Kanazawa zurück kamen wir wieder bei dem Burgerrestaurant vorbei und nutzten die Gelegenheit eines guten Burgers ein letztes mal.