Das wiedergefundene Handy
Wie am Vortag, nahmen wir auch heute den ersten Bus wieder zurück nach Takayama. Unser Ziel: nach Nagano und das Handy holen, danach nach Tokyo. Am übernächsten Tag mussten wir einen Flug erwischen. Aber nicht nach Deutschland. Wir erreichten also Takayama knapp zwei Stunden Busfahrt und stellten mit Schrecken am Bahnhof fest, dass kein Zug unsere Richtung fuhr. Das war schlecht, denn bis zum heutigen Tag wurde mein Handy in der Fundstelle aufbewahrt. Danach würde es an die Polizei weitergegeben. Wegen zu starkem Wind wurde der derzeitige Zug abgesagt. Der nächste kam erst in über zwei Stunden. Mit Umstieg und Wartezeit zog sich die Strecke nach Nagano bis in den Nachmittag. Auch die frühesten Busse waren bisher alle ausverkauft und kosteten zu unseren JR Pässen. Eher ein Minusgeschäft. Es half nichts, wir belagerten den Bahnhof und hofften auf einen spontanen Einschiebezug. Und tatsächlich kam eine Localtrain. Die brauchte zwar Stunden um uns nach Toyama zu bringen, aber immerhin schafften wir den nächsten Shinkansen nach Nagano rechtzeitig. Wir fanden das Fundbüro und tadaa es war wieder in meinen Besitz. Die Erfahrung, Sachen im Shinkansen zu verlieren zeigte zumindest, dass diese schnell wieder gefunden und dann an die Behörden weitergeleitet wurden.
Wir erreichten in der Nacht unser Hotel in Tokyo und packten unsere leichten, sommerlichen Klamotten aus, denn morgen ging es nach Okinawa 😀
Kein Urlaub auf der Urlaubsinsel
Ursprünglich wollten wir auf Okinawa einen Hotelurlaub machen und von unseren ständigen Ortwechseln und weiterreisen erholen. Hah! Nicht mit mir – ich fand vorher ein unschlagbar gutes Angebot für ein Mietauto, was bedeutete, wir werden wieder reisen. Sorry, Alfred.
Auf dem Weg zum Flughafen fanden wir zum Glück rechtzeitig heraus, dass Inlandsflüge eine andere Metrostation waren und erreichten etwas gestresst das richtige Gate. Unser Flugzeug war eine 300-Mann große Maschine, was uns sehr überraschte. Wir flogen unter der Woche, in der Früh auf eine Urlaubsinsel außerhalb der japanischen Feiertage. Allerdings waren mit uns auch wieder viele Schulklassen dabei, die die Mehrheit im Flugzeug ausmachten. Der Flug war unkompliziert und trotz meiner Flugangst ganz schön. Lag auch daran, dass wir Gangplätze hatten, wo ich mich ganz auf die großen Fernseher konzentrieren konnte.
Okinawa, eine japanische, subtropische Insel im Pazifik. Neben der Hauptinsel gibt es in der gleichnamigen Präfektur zahlreiche weitere Inseln bewohnt und unbewohnt mit einer gesamtgröße von insgesamt 2276,48 Quadratkilometer. Die Inselgruppen waren bis ins 19. Jahrhundert sogar ein eigenes Königreich mit eigener Kultur, eigenen Hymnen und Sprache. Daraus gilt noch heute die Bezeichnung der Ryukyu Epoche und wird gerne als Synonym für Kultur und des Lebensstils auf der Insel. Bis zur Annexion Japans war das Ryukyu Königreich durch den Handel mit China und Korea sehr reich geworden. Auch europäische Missionare und Händler wurde auf die Insel aufmerksam. Für ihre Geschichte und Kultur sind die Bewohner bis heutzutage noch Stolz und zeigen dies in den Museen auf der Insel. Indirekt wurden auch die Unterschiede zwischen der japanischen Kultur und der auf der Insel aufgezeigt, manchmal in Videos, manchmal in der Landestracht.
Während des zweiten Weltkrieges wurde die Insel zwischen Japan und USA hart umkämpft. Okinawa wurde bis in die 1970er Jahre von den USA besetz. Während unserer Reise war auch das Militär allgegenwärtig, da einige Militärstützpunkte auf der Insel noch sehr aktiv waren. Allgemein merkte man, dass sich die Uhren auf Okinawa langsamer drehten und auch die südländische Lässigkeit war hier zu spüren.
Okinawa World
Okinawa begrüßte uns mit warmen Temperaturen über 20 Crad und etwas Regen. Wir holten unser Auto ab und zielten den Norden der Insel an. Zunächst fuhren wir einen Schlenker über die Hafenstadt Itoman. Da die Vermittlung der Ryukyu Kultur fast ausschließlich in Themenparks erfolgte, war einer davon unser anschließendes Tagesziel. Mittelpunkt der Ryukyu-Kultur waren die Shisa, kleine Hunde, oder auch Löwen mit großen Mäulern und wallender Mähne. Wir kannten diese Art als Tempelwächter vor einigen Schreinen oder Tempeln, hier auf der Insel waren sie allgegenwärtig. Ob auf Hausdächern, vor Türeingängen oder auch als Logo, die Shisa wurden für alles verwendet. Übrigens entsprang diese Form aus dem alten Ägypten. Dort wurden Löwen aufgezeichnet und als kulturelles Gedächtnis über das Ende der eigenen Kultur hinaus nach China verbreitet. Über die Seidenstraße erreichten schließlich die nun veränderten Löwen Okinawa und wurden von der heimischen Kultur aufgenommen.
Bereits am Eingang von Okinawa World waren diese Shisa auch zu entdecken. Erst hier kam Urlaubsfeeling auf. Die Fahrt durch das Stadtgebiet war sehr nervenzehrend gewesen. Hier, zwischen Hibiskusblüten und exotischen Früchten konnte ich mich endlich auf die Insel einstellen.
Auf dem Parkgelände konnte man neben einem nachgebauten Ryukyo-Dorf auch eine der größten Tropfsteinhöhlen der Insel besichtigen. Diese wurde von den Amerikanern entdeckt und von einem japanischer Forscherteam ausgeleuchtet. Sie ist 890 Meter lang und hat eine konstante Temperatur von 21 Crad Ceslsius. Man muss nur wenige Treppenstufen nach unten absteigen und fühlt bereits die schwüle Wärme in der Höhle. Die Höhle war in verschiedene Räume eingeteilt und mit Stalaktiten und Stalagmiten belegt. Trotz der erdrückenden Wärme war musste ich alle paar Meter anhalten und Fotos von den wunderschönen Gesteinsformationen schießen. Neben dem Weg floss ein Bach mit glasklarem Wasser. Dort entdeckte ich gleich zwei Flusskrebse, die fast durchsichtig waren. Sie bewegten sich schwebend über den sandigen Boden und suchten nach Nahrung.
Im hinteren Teil der Höhle floss das Wasser wie ein Wasserfall über einen Stalagmiten. Es war der größte den ich je gesehen habe! Mit über 31 Meter Umfang(!) konnte ich kaum ein Bild von dem gesamten Gestein schießen. Das Wasser floss sehr dünn und gleichmäßig über den Stein, fast so als ob er nur mit einem dünnen Film überzogen war.
Nach eineinhalb Stunden in der Höhle erreichten wir schließlich den Ausgang. Als wir oben wieder ankamen dunkelte es bereits und die ersten Läden im Ryukyu Dorf schlossen bereits. Wir holten uns schnell ein Abendessen-Eis und steuerten den Ausgang an. Als einer der letzten Besucher verließen wir den Parkplatz und steuerten in der Nacht den Nordteil der Insel an.
Wir erreichten einige Stunden später den Michi-no-eki.