Am nächsten Morgen versuchten wir nicht allzu lange auszuschlafen, bzw ich weckte einfach Alfred. Heute stand nicht viel auf dem Plan. Kaum waren wir auf der Straße, staunte ich nicht schlecht, wie aufgeräumt alles war. Nur hier und da sah man eine verbliebene Pfütze und Strandsand. Auch das Wetter war sehr gut! Strahlendblauer Himmtel und warme Temperaturen! Fast schon so, als ob nichts gewesen wären, bis auf, dass die Geschäfte noch nicht geöffnet hatten. Wir mussten bis mittags warten, bis die meisten Geschäfte offen hatten und vergnügten uns dabei mit einer Sightseeing-Bus-Tour. Der wichtigste Punkt für mich war die Besichtigung der Burg Sendai.
Die Burg Sendai
Die Burg war etwas außerhalb der Stadt und lag auf einer Anhöhe von der man einen sehr guten Blick über Sendai hatte. Allerdings hatte die Anlage eine lange Leidensgeschichte von Zerstörungen durch Erdbeben und Feuer und dem immerwährenden Wiederaufbau hinter sich, sodass kaum etwas übrig blieb. 2011 erwischte es die große rekonstruierte Mauer am schlimmsten, für die allein einige Jahre investiert werden musste. Es war das Erdbeben, das 2011 die gesamte Region Sendai erschüttert hat. Auf dem Vorplatz konnte man anhand von Steinen erahnen, wie groß die Burganlage war, in der einst der mächtige Fürst Date Masamune herrschte. Ihm war auch eine große Statue gewidmet, die bei den japanischen Touristen sehr beliebt war. Ebenfalls erhalten war der Tempel, der ebenfalls unter den Schulklassen und Japaner sehr beliebt war.
Auf dem Vorplatz kamen wir ins Gespräch mit einem älteren Herrn, der für Informationen zur Verfügung stand. Über eine Schautafel zeigte er uns die Zerstörung des 2011 ereigneten Erdbebens in der Region Sendais. Wir waren sehr bestürzt und verstanden auch, wie schwer es war, diese besonderen Gebäude erhalten zu können.
Nach dem Besuch auf dem Burggelände ging es für uns im Tourisbus wieder zurück zum Bahnhof von Sendai.
bayerisch-schwäbische Küche
Dort gingen wir wieder zum Supermarkt von gestern zurück, mit der Erwartung alles für unsere geplanten Gerichte zu finden. Unser Master-Chef-Koch-Plan: wir wollten Spätzle mit Wiener (oder ählicher Wurst) und Linsensoße, Käse-Spätzle, Rostzwiebeln und Flammkuchen anbieten. Dazu gab es Kartoffelsalat mit Salatgurke und einem Rettichsalat. Fast alles konnte wir auf Japan einkaufen: Mehl, Eier, Zwiebeln, Butter und sogar eine Art Frischkäse als Schmandersatz. Rettich gehört übrigens zu japansichen Salaten standartgemäß dazu. Das einzige Problem waren die Linsen. Auf Japan gibt zwar viele diverse Bohnenarten, die auch auf Hokkaido angebaut wurden. Dennoch konnten wir mit Bildern und japanischer Übersetzung niemanden finden, der Linsen überhaupt kannte.
Als wir ins Hostel zurück kamen, trafen wir auf Momo, Staff des Hostels die sehr gut englisch sprach. Sie kannte, durch Auslandaufenthalte, die Linsen und empfahl uns einen asiatischen Laden um die Ecke. Alfred musste sich beeilen, da Misa und Tomo bald eintrafen. Ich dagegen machte mich fertig und bereitete den Tisch zum Kochen vor. Zum Glück lief alles wie geschmiert. Und wir schafften es rechtzeitig einige Lebensmittel zur schnellen Weiterverwendung vorzubereiten.
Es war immer wieder ein herzliches Treffen mit Misa und Tomo. Diesmal wollten wir ihnen nicht nur unsere Esskultur zeigen, sondern auch damit unseren Dank für ihre Gastfreundschaft ausdrücken.
Wir teilten uns erst mal auf: Ich und Misa bereiteten die Salate vor, während Alfred und Tomo die Teige für die Spätzle und den Flammkuchen knetete. In der Hostelküche mussten wir auf einige Küchenutensilien verzichteten, wie Rührgerät oder Nudelholz. Dennoch kamen wir mit den Gegebenheiten klar: Anstatt Rührgerät wurde geknetet und dem als Nudelholz wurde eine Sakeflasche verwendet.
Bereits in Deutschland hatte sich Alfred im Schäbeln der Spätzle versucht und konnte von dieser Erfahung nun profitieren. Auch Misa wurde kurzerhand angeleitet. Parallel dazu kochte das Hostelstaff japanische Gerichte und der Spanier Guillermo spanisches Omlette. Es war ein wunderbarer Abend, der von dem Rugbyspiel Japan vs Schottland gekrönt wurde. Als Japan dann auch noch gewann und damit in die K.O.-Phase des Turniers einzog, waren alle außer sich und feierten bis spät in die Nacht.
Die deutschen Gerichte sind bei den Japanern allesamt gut angekommen. Besonders die Käsespätzle und die Linsensoße waren sehr beliebt. Wir sind wahnsinnig glücklich darüber, dass wir dazu gekommen sind unsere Speisen zuzubereiten. Bisher gab es einfach keine gelegenheit dazu. Mit etwas improvisation gelangen uns die Gerichte erstaunlich gut. Und wenn es dann auch mundet, ist es um so schöner.