Zweiter Tag in Aomori. Wir haben bereits bei unseren Hosts ein Frühstück gebucht und bekamen ein reiches, westliches Frühstück. Neben einem kleinen Kartoffelsalat gab es Toast mit Marmelade und Ei mit Speck, sowie grüner Salat und ein süßer Nachtisch. Wir besprachen unsere Pläne für den Tag und entschieden uns für ein Outdoor Museum über eine bis heute rätselhafte Ausgrabung. Darüber hinaus unterhielten wir uns sehr viel über die alltäglichen Dinge. So erklärte uns unser Host, der bereits im Rentenalter war, dass er seit kurzem an Computerkursen teilgenommen hat. Bisher hatte er nicht einmal einen PC bei sich zu Hause stehen. Er erzählte auch, dass die mehrheitliche Bevölkerung Japans über 65 sei und die meisten kaum, bis keinen Anschluss zur Technik hatten. Uns wurde bei diesem Gespräch auch der Generationenkonflikt bewusst.

Bevor es zum Museum ging, wollten wir allerdings einen Abstecher am Hafen machen, um herauszufinden ob Fähren am gleichen Tag noch fuhren. Es ging darum, dass ein Taifun die südlichen Inseln Japan bereits erreichte und nach Hokkaido steuerte. Wir wurden daher schon vorgewarnt, dass vermutlich keine Fähren fahren würden, was allerdings erst Montag Mittag beträfe. Folgend wollten wir die erste Fähre am Montag in der Früh um 2 Uhr nehmen, um dem Taifun zu entkommen.

Unser Host war so freundlich und fuhr uns mit dem Auto zum Hafen und danach direkt zum Museum, welches außerhalb der Stadt lag. Ungewöhnlich war, dass in seinem Auto auch ein Fernseher während der Fahrt lief. Dies war uns bereits bei vielen, über Nacht parkenden Autos aufgefallen, in denen Japaner übernachteten.

Sannai-Maruyama Museum

An dem Terminal der Fährengesellschaft angekommen, reservierten wir unsere Plätze, wobei auch unser japanisch beim Ausfüllen der Formulare sehr weiter half. Danach ging es zum Museum, das außerhalb der Stadt lag. Über eine große Einfahrt gelangten wir in das Areal, welches sich aus dem Außenteil und einem Museumsgebäude aufteilte. Der Eintritt war frei. Neben allgemeinen Informationen über die Lebensweise der Urvölker in der Präfektur Aomori, wurden einige kleine Workshops angeboten. Kinder hatten die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten zu testen, wie beispielsweise Feuer über die Reibung von zwei Holzstecken zu entwickeln.

Mittelpunkt des Museums waren einige Ausgrabungen, die Überdacht gezeigt wurden. Es ging dabei vor allem um sechs in der Erde liegende Baumstümpfe, die auf eine große Konstruktion hinwiesen. Eine solche Abbildung, nach aktueller Forschung, wurde vor der Ausgrabung im Freien nachgestellt. Jedoch Nutzen und welches Volk dies benutzt habe, konnte nicht geklärt werden. Darüber hinaus gab es Ausgraben zu Kindergräbern und Reste über Tonproduktion.

Der Hunger drängte uns in das nächste Restaurant auf dem Gelänge. Dort aßen wir unser ersten Kastanien-Softcream-Eis, das richtig gut schmeckte. (Mittlerweile ist das Thema Herbst in nahezu allen Bereichen Japans angekommen.) Im Innenhof des Museumsgebäudes wurde Programm für die Besucher angeboten.

Traditionelle Tanzgruppen führen rituelle Tänze über Drachenbeschwörung auf. Dabei wurden die Tänzer durch eigene Musikgruppen begleitet und damit die zu erzählende Geschichte repräsentiert.

Am Nachmittag ging es für uns zurück zu unserer Unterkunft. Wir schliefen bis Mitternacht für einige Stunden. Unser Host empfahl uns, ein Taxi zu rufen. Es kam zwar pünktlich, war aber für die 7 Minuten mit umgerechnet 15 Euro unheimlich teuer. Uns blieb nichts anderes übrig: zu dieser Uhrzeit fuhren keine öffentlichen Verkehrsmittel. Wir warteten weitere eineihalb Stunden bis die Fähre eintraf.

Über Nacht auf dem Schiff

Bevor wir aufs Deck kamen begrüßte uns und die anderen Gäste bereits die ganze Besatzung vor dem Schiff. Ein Vorteil für die unchristliche Zeit: es war nicht viel los, was für uns, die kein Zimmer gebucht hatten, genug Platz für eine Schlafmöglichkeit bot. Auf dem Schiff, das knapp 200 Gäste aufnehmen konnte und damit eines der Kleinsten war, gab es allgemeine Schlafkabinen. In einen kleinen Vorraum wurden die Schuhe ausgezogen, danach konnte man den Teppichboden betreten. Eine Kissenleiste bot etwas Komfort, dennoch war die Nacht kurz. Als wir wieder aufwachten, dämmerte es bereits und das Festland von Hokkaido war bereits in Sichtweite. Der schöne Anblick wurde durch tiefe Regenwolken getrübt, die Vorboten für das Wetter am Tag waren.